pts20060501001 Politik/Recht

Gewerbeverein: Das EU-Theater um Bulgariens & Rumäniens Beitritt ist skurril!

Die Brüsseler Granden mögen sich aus ihrer Strategie-Sandkiste begeben!


Wien (pts001/01.05.2006/20:41) Dass Bulgarien und Rumänien der Europäischen Union spätestens 2008 beitreten werden, ist sicher. Dass es beim imponierenden Aufholprozess beider Staaten zum EU-Niveau noch Defizite gibt, ist ebenso evident. In dieser Situation sogar einen Beitrittstermin Mitte 2007 - zur Gesichtswahrung - anzupeilen, das ist skurril pur, so der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV)!

Trainer bringen beim Thema Change Management stets das einprägsame Beispiel, dass es etwa 15 Jahre braucht, um den typischen Klang unserer Philharmoniker aus dem Orchester heraus zu bekommen. Da muss man ihnen aber schon vorweg ihre Wiener Pauke mit Ziegenhautbespannung, ihre Wiener Oboe sowie das Wiener Horn, die wesentlich am Gesamtklang Anteil haben, wegnehmen. Warum sollte also die Bevölkerung eines Landes innerhalb eines halben oder eines ganzen Jahres EU-reifer werden und damit den gesamten bisherigen "Klang" abstreifen, wie ein nasses Leiberl? Wobei sich ja dann auch die sehr vitale Frage stellt, ist denn Nordirland EU-reif?

Rumänien und Bulgarien haben getan, was sie konnten und was sie können. Sie verändern ihre von jahrzehntelanger kommunistischer Herrschaft geprägte Kultur langsam aber stetig. Aber Reste davon werden noch lange bleiben. Auch wer in den EU-8 herum fährt, spürt bei so manchem Polizisten, Museumswärter oder Zöllner noch die Allmacht eines totalitären Systems.

Rumänien und Bulgarien haben ein legitimes Recht am 1.1.2007 EU-Vollmitglieder zu sein. Denn wer nicht von deren EU-Reife überzeugt ist, der hätte diesen Einwand vor zehn Jahren vorbringen können. In wenigen Jahren kann man eine Kultur nicht vollkommen umkrempeln.

Weil wir heute so kulturell gestimmt sind, lassen wir uns doch eine kluge Kritik über Max Frischs Theaterstück Andorra zu diesem Thema verinnerlichen:
"Wenn allgemeine Vorurteile gegen bestimmte Volksgruppen gerichtet sind, sei es positiv oder negativ, fällt es den Betroffenen oft sehr schwer das Gegenteil zu beweisen. Meist entwickeln diese wiederum auch Ressentiments, und so ist jede Chance auf ein vorurteilsfreies aufeinander Zugehen vertan, was mit weit reichenden Konsequenzen verbunden ist. Solche Fälle gibt es im Kleinen (am Kinderspielplatz) wie im Großen."

Die EU möge sich aus ihrer Brüsseler Sandkiste bewegen und offen auf die Beitrittsländer Bulgarien und Rumänien zugehen. Sonst wird die self-fulfilling prophecy die Max Frisch meinte, Wirklichkeit. Und das kann doch niemand Verantwortungsvoller ernsthaft mögen!

(Ende)
Aussender: Österreichischer Gewerbeverein
Ansprechpartner: Herwig Kainz
Tel.: +43/1/587 36 33
E-Mail: h.kainz@gewerbeverein.at
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