pts20090913001 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Vom Kinderkrebs Geheilte erklimmen höchsten Berg Österreichs. Ganz normal

EU-Projekt "Forschen heilt Krebs" schafft Wissen


Wien (pts001/13.09.2009/13:09) Am 6. September starteten acht junge Menschen von Kals, Osttirol, aus eine fünftägige Großglocknertour. Sie alle sind Geheilte von Kinderkrebserkrankungen, weltweit auch "Survivors" genannt. Mit im Team: Mitarbeiter des St. Anna Kinderspitals, der St. Anna Kinderkrebsforschung, Bergführer, eine Psychologin und ein Kamerateam. Die Tour wurde als Aktion des EU-Projektes "Forschen heilt Krebs" von der St. Anna Kinderkrebsforschung organisiert.

Alpinabenteuer Großglockner
Hochmotiviert bewältigten die Alpinneulinge Schutthänge, Klettersteige, vereiste Grate und Gletscher. In Seilschaften bezwangen die Tourgeher im Alter von siebzehn bis sechsunddreißig Schneefelder und steile Felsmassive bis zum 3.798 Meter hoch gelegenen Gipfelkreuz.

"Das, was ich durch den Krebs und die Therapie gelernt habe, Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit, Hoffnung, versuche ich im Alltag zu nützen. So habe ich all das nicht umsonst durchgemacht", erklärte Lisbeth. Ihr Neuroblastom konnte geheilt werden. Die Folgen: eine Hochtonschwerhörigkeit. Dennoch meistert sie ihr Leben wie "normale" Jugendliche, geht Mountain biken, macht gerade ihren Führerschein und ihre Matura.

"Normalität" durch Akzeptanz der Gesellschaft
Die Teilnehmer aus Österreich, Deutschland, Polen und der Slowakei fordern eine "normale" Behandlung, sprich einen gleichberechtigten Zugang zu Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, Privat- oder Zusatzkrankenversicherungen und Lebensversicherungen. "Als Kleinkind hatte ich Krebs. Heute habe ich einen Job, bin geheilt und keinesfalls ein Risikofall. Meine Wahrscheinlichkeit, erneut an Krebs zu erkranken, ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gleich hoch", so Günther. Mit wackeligen Knien, aber überaus stolz erklomm er den Großglockner.

Sebastian verlor nach Therapieabschluss seinen Job. Oberflächlich und ignorant zeigte sich ihm die Arbeitswelt bei seiner Rückkehr ins normale Leben. Er wurde verbal attackiert und fühlte sich oft als Mensch zweiter Klasse.

Sicherheit durch verbesserte Langzeitnachsorge
Die meisten Survivors in Europa sind nach fünf bis zehn Jahren nicht mehr in einem einheitlichen Nachsorgesystem erfasst. Zu klären ist, wer beim Auftreten möglicher Spätfolgen zuständig ist. "Dank rasanter Fortschritte in der Medizin und Forschung können wir drei von vier jungen Patienten heilen. Weltweit gibt es heute hunderttausende Kinderkrebs-Überlebende. Wir Forscher, Ärzte und die Gesellschaft müssen uns den damit verbundenen Problemen stellen", erläuterte der St. Anna Kinderkrebsforscher Doz. Dr. Dworzak.

Gipfelsturm mit und ohne Handicap
Zuzana, die an einem Osteosarkom, Knochenkrebs, im linken Bein erkrankt war, trägt seit vier Jahren eine Endoprothese. Die siebenstündige Generalprobe auf die Rax war für die Slowakin eine Grenzerfahrung. Zum Großglockner kam sie aufgrund ihrer Bewegungseinschränkung nicht mit, aber ihren persönlichen Gipfel hatte sie für dieses Jahr erreicht.

Bergführer Hans Thurner war von der Willenskraft, Zielstrebigkeit und Ausdauer der Gruppe tief beeindruckt.

"Raus aus dem Alltag, rauf auf den Gipfel, das ist auch ein Ausbruch aus den Klischées und der Rolle eines Krebsopfers", so Thomas aus Tübingen, als er ausgepowert, aber überglücklich heimkehrte. Manuela resümierte: "Unsere Krankheit ist ein Teil unseres Lebens, aber sie soll unser Leben nicht beherrschen."

Im Anschluß besuchten die stolzen Gipfelstürmer die Grazer Kinderkrebsstation, um den jungen Patienten und deren Eltern Hoffnung und Mut zuzusprechen, dass sich der harte Überlebenskampf auf alle Fälle lohne.

(Ende)
Aussender: St. Anna Kinderkrebsforschung
Ansprechpartner: Sandra Brezina-Krivda
Tel.: +43(1)/ 404-70-4450
E-Mail: sandra.brezina@ccri.at
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