pte20000315008 Politik/Recht, Umwelt/Energie

Scientology-Broschüre vor Wiener Schulen verteilt

"Psychiatrie betrügt Kinder und setzt sie unter Drogen"


Wien (pte008/15.03.2000/09:15) Für Aufregung sorgt eine Broschüre einer Unterorganisation der Scientology-Sekte, die vor Wiener Schulen verteilt wird. Unter dem Titel "Psychiatrie betrügt Kinder und setzt sie unter Drogen" wird auf 37 Seiten beschrieben, wie nach Ansicht der Autoren Kinder durch Verabreichung von Psychopharmaka von Kinder- und Jugendpsychiatern geschädigt werden.

Max Friedrich, Vorstand der Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters http://www.univie.ac.at , protestierte gegen die seiner Meinung nach diffamierenden Äußerungen über seinen Berufsstand. Im Impressum werde eine "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte "genannt. Diese Kommission ist als Unterorganisation von Scientology schon mehrmals in den Schlagzeilen der österreichischen und deutschen Presse gestanden.

"Die Veröffentlichung wurde durch einen Zuschuss der Internationalen Vereinigung der Scientiologen publiziert", so Friedrich. "Der Diffamierung des Berufsstandes der Kinder- und Jugendpsychiater ist mit aller Deutlichkeit entgegenzutreten, zumal sich die Österreichische Kinder- und Jugendpsychiatrie als ganzheitsmedizinisches Fach versteht." Dabei werde der Körperlichkeit, der Intellektualität, der Emotionalität und der Sozialisation gleiche Bedeutung beigemessen. Die österreichische Kinder- und Jugendpsychiatrie bemühe sich um Netzwerkarbeit aller mit dem Kind befassten Einrichtungen.

Dazu zähle auch Teamarbeit von Berufsgruppen wie Ärzten, Psychologen, Pflegepersonal, Diplomsozialarbeitern, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Diplompädagogen, Sonderkindergärtnerinnen, Logopäden und Lehrer. "Mit Psychopharmaka wird äußerst sparsam umgegangen. Deren Verabreichung erfolgt ausschließlich nach ärztlicher und psychologischer Diagnostik sowie pädagogischer Beobachtung", erklärte Friedrich gegenüber pressetext.austria. Speziell die Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität unterliegen besonders strenger Diagnostik und extrem sparsamer Medikation, wie die Konsensusvereinbarung Österreichischer Kinder- und Jugendneuropsychiater 1988 generell festgelegt hat, so Friedrich.

Diese Verunsicherung der Bevölkerung und Verunglimpfung des Berufsstandes führt zu Misstrauen in der Bevölkerung und zu einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung der uns anvertrauten Kinder, so Friedrich. "Die Broschüre spricht von uns unbekannten amerikanischen Ärzten und zitiert europäische Psychiater in Einzelsätzen, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind. Die ganze Broschüre ist tendenziös abgefasst", erklärte Friedrich.

Friedrich kündigte an, dass er alle möglichen Schritte unternehmen werde, um eine Weiterverbreitung an österreichischen Schulen zu verhindern. Bereits 1997 tauchten vor Schulen Broschüren der "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte" auf. Damals forderte die österreichische Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer alle Landesschulräte und Direktoren in einem Schreiben auf, eine Verteilung der genannten Scientology-Broschüre zu unterlassen.

Auch die deutsche Bundesregierung warnte vor der Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte, die mit ihren Kampagnen den Berufsstand der Psychiater und Psychologen diffamiert. Sie versuche, Menschen mit psychischen Leiden von einer angemessenen Behandlung abzuhalten und sie statt dessen mit ihren Scientology-eigenen gefährlichen Techniken an sich zu binden. Ihre Aktivitäten dienen nicht der Verantwortung für seelisch leidende Menschen, sondern lediglich der Anwerbung neuer Mitglieder für die eigene Organisation. http://www.ufo.at/ST_urteil.htm (ww)

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