pte20030311004 Umwelt/Energie

Sauerstoffmangel: Fortpflanzungsstörungen bei Fischen

Überdüngung zerstört Populationen


Washington (pte004/11.03.2003/08:15) Geringere Mengen an Sauerstoff führen nicht nur zum Erstickungstod von Fischen, sondern auch zu einer Veränderung des Hormon-Systems, der die Fähigkeit zur Reproduktion verhindert. Zu diesem Schluss kommen Hongkonger Wissenschaftler in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Environmental Science & Technology", das von der American Chemical Society http://www.acs.org editiert wird.

Nährstoffe wie Stickstoffe und Phosphate sind essenziell für das Aufrechterhalten der natürlichen Lebensräume von Lebewesen im Süß- und im Salzwasser. Extensive Nährstoffe führen allerdings zu exzessivem Algenwachstum, das auch den Sauerstoffgehalt in Gewässern extrem absinken lässt. Diese Überdüngung von Gewässern stammt meist aus Abwässern, von Düngemitteln aus der Landwirtschaft und Bodenerosion. "In den vergangenen Dekaden hat diese Überdüngung extrem zugenommen", so Rudolf Wu, Wissenschaftler der City University in Hongkong und Studienleiter. Gründe dafür sind das rasche Ansteigen der Bevölkerung und eine vermehrte Einbringung von Nährstoffen in die umliegenden Gewässer. Die globale Erwärmung steigert diesen Effekt noch zusätzlich, erklärt der Forscher. Die Abnahme von Sauerstoff im Wasser habe zu einem globalen Fischsterben durch Hypoxie geführt: Vom Kaspischen Meer bis zum Golf von Mexiko, in dem in den Sommermonaten eine Fläche von rund 10.000 Quadratkilometern davon betroffen ist. Nach den neuesten Erkenntnissen wird Hypoxie auch erstmals mit Reproduktionsproblemen von Fischpopulationen in Verbindung gebracht.

Die Forscher haben entdeckt, dass der lang anhaltende Sauerstoffmangel zu schwerwiegenden Schäden bei Fischen führen kann, insbesondere endokrine Funktionen wie Qualität der Eier, Schlüpfrate, Fruchtbarkeit und Überlebensrate von Larven. In 12-wöchigen Experimenten an nicht geschlechtsreifen Karpfen (Cyprinus carpio) haben die Forscher verschiedene Parameter an der Entwicklung der Fische untersucht. Dabei haben sie festgestellt, dass neben der veränderten Größe und dem geringeren Gewicht auch die Sexualorgane der Fische kleiner waren als die der Artgenossen, die unter normalen Bedingungen lebten. Auch das Überleben von Larven war von der Qualität des Wassers abhängig: 90 Prozent der Larven der unter normalen Bedingungen lebenden Tiere überlebten. Von den an Hypoxie erkrankten Tieren überlebten etwa fünf Prozent.

Die drastische Verminderung der Population könnte manche Fischarten an den Rand des Aussterbens bringen, meint Wu, der damit rechnet, das noch in diesem Jahrhundert einige Spezies tatsächlich verschwinden. Der Wissenschaftler will nun weitere Untersuchungen an anderen Tieren anstellen. Besonders gefährdet könnten neben anderen Fischarten auch Amphibien sein, glaubt der Wissenschaftler.

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