pte20030507049 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

VoIP - Breitbanddaten und Telefon über eine Leitung

Ermöglicht Kombination mit PC, Bildtelefonie und ENUM


Cisco
Cisco

Wien (pte049/07.05.2003/16:33) In wenigen Monaten wird der österreichische ISP Inode http://www.inode.at den Regelbetrieb für Voice over IP (VoIP) , die Übertragung von Telefongesprächen über Internet-Datenleitungen, aufnehmen - pressetext.austria berichtete http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=030507030 . Damit wird IP-Telefonie erstmals in größerem Umfang Privatkunden zur Verfügung stehen. Bislang ist VoIP hauptsächlich im Business-Bereich im Einsatz. "Wir machen ab Mai den weltgrößten VoIP-Feldest für Privatkunden", sagte Inode-Geschäftsführer Peter Augustin im Gespräche mit pressetext.austria, "In den USA sind derartige Projekte bislang am Widerstand der Telkos gescheitert." Diese fürchteten um ihre Umsätze.

Inode machte aus einer Not eine Tugend. Viele Internet-User wollten nicht nur ihren Internetzugang, sondern auch ihren normalen Telefonanschluss von Inode entbündeln lassen, wofür aber eine zweite Leitung erforderlich wäre. Der dafür erforderliche Aufwand sei aber nicht gerechtfertigt, so Augustin: "Wir haben uns für Voice over IP entschieden. Das ist eine zukunftssichere Investition. Denn VoIP beginnt dort, wo herkömmliche Telefonie endet." Neben bereits heute übertragbaren Telefongesprächen und Faxen können in weiteren Ausbauphasen auch Bildtelefonate abgewickelt werden, virtuelle Telefonanlagen geschaffen und Voicemail-Systeme aktiviert werden. Für diese Dienste ist beim User kein Computer erforderlich. Es können sowohl reine IP-Telefone als auch Adapter, an die herkömmliche Geräte angeschlossen werden, verwendet werden.

Zusätzlich ist PC-Integration möglich. Beispielsweise kann bei entsprechender technischer Ausrüstung durch das Anklicken einer in Outlook gespeicherten Telefonnummer automatisch eine Verbindung aufgebaut werden. Umgekehrt können bei einlangenden Anrufen automatisch Informationen am Bildschirm eingeblendet werden.

Durch Quality-of-Service-Routing mittels MPLS (Multi Protocol Label Switching) stellt Inode sicher, dass auch bei gleichzeitiger Übertragung von anderen Daten genügend Bandbreite für Telefongespräche in vom Festnetz gewohnter Sprachqualität verfügbar ist. Gegenwärtig kommt das VoIP-Protokoll G.729 mit 13 Kilobit/Sekunde zum Einsatz.

Tätigt ein Inode-VoIP-User einen Anruf, wird über einen Adapter (Cisco ATA-186) und sein DSL-Modem zunächst eine Verbindung zu einem von zwei redundanten SIP-Servern hergestellt. Dieser Server registriert den Beginn der Verbindung und überprüft, ob sich der gerufene Anschluss im eigenen Netzwerk befindet. Ist dies der Fall, wird eine direkte Verbindung aufgebaut. Andernfalls wird der Anruf über einen SIP-Gateway ins herkömmliche Telefonnetz (PSTN) weitergeleitet. Am SIP-Gateway werden auch von anderen Netzen eintreffende Gespräche terminiert und an die VoIP-Anschlüsse weitergeleitet. Diese Vorgänge gehen in Sekundenbruchteilen vor sich, so dass der Rufaufbau nicht länger als gewohnt dauert. Am Ende einer Verbindung speichert der SIP-Server den Zeitpunkt und ermöglicht so eine sekundengenaue Verrechnung.

Die Verbindung mit dem öffentlichen Telefonnetz realisiert Inode derzeit in Zusammenarbeit mit eTel http://www.etel.at . "Wir sind aber nicht mit eTel verheiratet, möglicherweise werden wir im Vollbetrieb einen anderen Partner haben", meint Augustin und hofft: "Da wir nun zu einem terminierenden Telekom-Provider werden, können wir vielleicht noch günstigere Tarife als bisher anbieten. Wir bezahlen niedrigere Verbindungsentgelte und lukrieren durch eintreffende Anrufe auch ein bisschen etwas. Das müssen wir aber noch genau durchrechnen, da wir ja auch unsere Investitionen wieder verdienen müssen."
Noch in der Anfangsphase steckt ENUM (tELephone NUmber Mapping), nicht zuletzt aufgrund der ungleichen Verteilung von IPv4-Adressen und der noch geringen VoIP-Penetration. Mit der Einführung von IPv6 http://www.pte.at/pte.mc?pte=030418002 soll die durch ENUM mögliche einheitliche Verwaltung von Internet-Domains und Telefonnummern einen starken Aufschwung erleben. Über den Eintrag ihrer Festnetznummern als Domains unter e.64.arpa sollen Nutzer weltweit online kontaktierbar und entsprechend den von ihnen in der Registry eingetragenen Informationen erreichbar sein. Die offensichtlichsten Anwendungen für ENUM sind Verschmelzungen von E-Mail, VoIP und Weblinks. So kann ein E-Mail durch Angabe der Telefonnummer in Outlook abgeschickt werden oder die Homepage einer Firma durch die Angabe der Rufnummer im Browser erreicht werden. In Österreich betreiben die Regulierungsbehörde RTR und nic.at einen ENUM-Trial http://enum.nic.at , in Deutschland testet die Denic http://www.denic.de/enum/index.html .

Für Detailinformationen zu MPLS siehe http://www.mplsrc.com
Informationen zum G.729-Standard können unter
http://www.itu.int/rec/recommendation.asp?type=folders&lang=e&parent=T-REC-G.729
abgerufen werden.
Mehr zum Session Initiation Protocol (SIP) findet sich online unter
http://www.ietf.org/rfc/rfc2543.txt sowie
http://www1.cs.columbia.edu/sip

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Daniel A. J. Sokolov
Tel.: +43/1/81140-318
E-Mail: sokolov@pressetext.at
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