pts20030604005 Medizin/Wellness, Politik/Recht

Johanniskraut und andere Naturarzneimittel in Gefahr

Reformhäuser starten bundesweite Protestaktion


Oberursel (pts005/04.06.2003/09:00) Die Zahl der Verwender von Naturheilmitteln ist in den vergangenen Jahren ständig gestiegen. Mittlerweile setzen 73 Prozent der Deutschen auf die sanfte Medizin aus Pflanzen (Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach "Naturheilmittel 2002"). Eines der gefragtesten Naturarzneimittel ist das Johanniskraut, das seit Jahrhunderten auch in niedrigen Dosierungen als Tee oder Pflanzensaft erfolgreich bei nervlicher Belastung und Stimmungsschwankungen eingesetzt wird. Und ausgerechnet diesen milden, nebenwirkungsarmen Präparaten droht nun das "Aus".

Das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung will zum 01. August 2003 alle johanniskrauthaltigen Arzneimittel unter die Apothekenpflicht stellen - und zwar gegen das Votum des von ihm berufenen Sachverständigenausschusses für Apothekenpflicht. Anlass waren Untersuchungsergebnisse über die Wechselwirkungen johanniskrauthaltiger Arzneimittel mit anderen Medikamenten. Dies gilt jedoch nachweislich nur für die höher dosierten, apothekenpflichtigen Präparate. In klinischen Studien konnte die Unbedenklichkeit von niedrig dosierten Johanniskrautpräparaten bewiesen werden. Trotzdem sollen, entgegen der Experten-Empfehlung, alle Präparate zum Einnehmen der Apothekenpflicht unterstellt werden.

Die neuform Vereinigung Deutscher Reformhäuser e.G., Oberursel, und betroffene Hersteller rechnen damit, dass alle traditionellen Präparate wie Tees, Frischpflanzensäfte, Kräutertabletten und Rotölkapseln faktisch vom Markt verschwinden, da ein vereinfachtes Zulassungsverfahren gemäß § 109a AMG für traditionelle Arzneimittel bei Unterstellung unter die Apothekenpflicht dann nicht mehr zulässig wäre. Für das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte würde dies weniger Verwaltungsarbeit bedeuten, denn derzeit müssen alle traditionellen Arzneimittel in einem aufwändigen Verfahren einem neuen Recht angepasst werden. Vor diesem Hintergrund befürchtet die neuform VDR e.G., dass Johanniskraut kein Einzelfall bleibt und weitere Heilpflanzen auf diese Art in die Diskussion geraten.

Für den Endverbraucher bedeutet dies, dass er zukünftig keine Wahl mehr hat und auf die höher dosierten Präparate aus der Apotheke zurückgreifen muss, ungeachtet von Neben- oder Wechselwirkungen. neuform-Vorstand Erwin Perlinger kritisiert die widersprüchlichen Signale aus dem Gesundheitswesen: "Einerseits wird zu mehr Eigeninitiative und Selbstverantwortung aufgerufen, andererseits werden dem Verbraucher traditionelle Naturarzneien für eine milde und natürliche Selbstmedikation entzogen."

In einer bundesweiten Protestaktion hofft die neuform VDR e.G. gemeinsam mit anderen Institutionen der Branche, wie dem Bundesverband Deutscher Reformhäuser e.V. (refo, Oberursel) und dem Verband der Reformwarenhersteller e.V. (Bad Homburg), auf die Solidarität ihrer Kunden und startet im Juni 2003 in allen 2200 Reformhäusern eine Unterschriftensammlung für den Erhalt der Freiverkäuflichkeit von niedrig dosierten Johanniskrautpräparaten. Mit ihrer Forderung entspricht die Reformwarenbranche der Empfehlung des Sachverständigenausschusses.

Seit ihrer Entstehung vor mehr als 100 Jahren setzt sich die Branche, zu deren Wurzeln auch die Naturheilbewegung zählt, konsequent für Naturarzneimittel inklusive der fachlichen Beratung ein.

Mehr Informationen finden Sie unter http://www.reformhaus.de

Rückfragehinweis:
ReformhausINFORMATION, Frau Birgit Blome
Waldstraße 6, 61440 Oberursel
Tel. 06172 / 3003-333, Fax 06172 / 3003-303
E-Mail: kontakt@neuform.de

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Aussender: pts - PR-Information (D)
Ansprechpartner: Birgit Blome
Tel.: +49-6172-3003-333
E-Mail: kontakt@neuform.de
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