pte20050608056 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Mickey Mouse & Co vor Prime-Time-Verbot in China

Regierung denkt über Regelung für ausländische Cartoons nach


Peking (pte056/08.06.2005/15:55) In China überlegen die verantwortlichen Behörden ein Sendeverbot ausländischer Cartoons während der TV-Prime-Time. Diese Regelung kann multinationalen Medienunternehmen den Verkauf der eigenen Programme und Charaktere in den weltweit größten TV-Markt (an die 400 Mio. TV-Geräte) vereiteln. Der Vorschlag für diese Maßnahme kam von der nationalen chinesischen TV-Behörde, berichtet das Wall Street Journal (WSJ). Zwischen fünf Uhr am Nachmittag und neun Uhr abends sollen künftig keine Cartoons auf den chinesischen Bildschirmen zu sehen sein. Derzeit wird der Vorschlag noch diskutiert, meint ein Vertreter der Behörde.

Die chinesischen TV-Stationen sehen diesen möglichen Schritt der Regierung als Signal hin zur einheimischen Animations-Industrie. Die Behörden wollen mehr Investitionen in diesen Sektor der einheimischen Wirtschaft bringen, um dessen Qualität zu verbessern. Chinas Medienlandschaft ist nach wie vor verstaatlicht und unter den letzten Bereichen, die in die Marktwirtschaft eingegliedert werden.

Ein neuer Direktor an der Spitze der "State Administration of Radio, Film and Television" (SARFT) http://www.sarft.gov.cn tritt jedoch auf die Modernisierungsbremse, obwohl dieser bei seinem Amtsantritt im vergangenen Dezember ausländischen Firmen einige Joint-Ventures mit chinesischen Medien-Unternehmen erlaubt hat.

Die Verantwortlichen in Peking führen laut WSJ seit dem Jahr 2000 einen Kreuzzug für die Entwicklung der heimischen Trickfilm-Industrie. Vergangenes Jahre wurde entschieden, dass 60 Prozent der im chinesischen TV gezeigten Cartoons aus einheimischer Produktion stammen müssen. Viele TV-Stationen konnten diese Vorgaben jedoch nicht erfüllen und so gab die Regierung 2004 bekannt, 13 "Animation-Center" zu bauen und auch Steuervorteile für lokale Trickfilm-Produzenten zu gewähren.

US-Firmen wie Disney und Viacom versuchen bereits seit längerem Figuren wie Mickey Mouse und SpongeBob am chinesischen Markt anzusiedeln. Ausländische Medienunternehmen haben es im Reich der Mitte generell jedoch nicht leicht.

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