pte20050624039 Medien/Kommunikation

Mediale "Ich-AGs" verändern die Kommunikation

Traditionelle Zeitungen verlieren Kundschaft


Mainz (pte039/24.06.2005/16:39) Vor über 400 Experten aus der PR-Branche, Medien, Wissenschaft und Politik skizzierte Jürgen Pitzer, Präsident der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) http://www.dprg.de, beim Deutschen PR-Tag im Mainzer ZDF-Kongresszentrum die Herausforderungen für die Kommunikation von morgen. "Der technische Fortschritt beschleunigt den Wettbewerbsdruck. Das bisher einträgliche Nebeneinander verschiedener Medien ist durch die digitale Revolution und deren Implikationen massiv unter Druck gekommen. Die Digitalisierung erlaubt es, journalistische Leistungen mit erhöhten Reichweiten kostengünstig auf verschiedenste Medien zu verteilen. Damit ist es möglich, nicht nur E-Mail und Nachrichten, sondern ganze Zeitungsinhalte jederzeit an jedem Ort und mit verblüffender Qualität zur Verfügung zu haben", sagte Pitzer bei seinem Eröffnungsvortrag.

Das klassische Versprechen von traditionellen Zeitungen wie der New York Times - "all news fit to print" - habe ihr Alleinstellungsmerkmal verloren. "Die Nachrichten der Tageszeitungen sind Nachrichten von gestern und gehen damit an der potentiellen Kundschaft vorbei. Und dies ist erst der Anfang, weil mit den neuen Frequenztechniken und Empfängerleistungen in Zukunft nicht nur Nachrichten, sondern unbegrenzte Datenströme übermittelt werden können, also auch Filme und Musik. Alle Kommunikationsmöglichkeiten konvergieren auf eine Plattform, die von einer einzigen Quelle aus bedient werden kann", so Pitzer. Unternehmen, die sich ausschließlich auf Printmedien konzentrieren, stünden bereits jetzt vor großen Schwierigkeiten. "Sie werden im Wettbewerb verlieren, weil sie mit ihren Kostenstrukturen nicht mehr wettbewerbsfähig sind", betonte der DPRG-Präsident.

Hingegen wachse der Markt für neue Kommunikationsangebote. Die Markteintrittbarrieren für Medienunternehmer im Format einer Ich-AG seien drastisch gesunken. Über eine Mio. Weblogs, also schreibende, editierende, filmende, fotografierende Akteure gebe es bereits. Auch in Deutschland kämen täglich tausende Anbieter hinzu. "Bekannt ist das Beispiel der ersten Berichte über die Opfer des Tsunamis, die den etablierten Medien von Bloggern zur Verfügung gestellt wurden", führte Pitzer weiter aus. Selbstorganisation, direkte Kommunikation und überschaubare konkrete Ziele führten wildfremde Menschen weltweit oder lokal zusammen. "Die Quintessenz lautet: Mehr als über die bisherigen Medien sind Menschen zu gemeinsamen Handeln aktivierbar".

Das habe auch Auswirkungen auf Konzerne, die gegen ethische Regeln verstoßen. Im ersten Plenum des Mainzer PR-Kongresses wurde über die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen diskutiert. "Unternehmen müssen transparenter sein und Informationswünsche der Öffentlichkeit befriedigen. Es sind Kennzahlen erforderlich, die international anerkannt sind und Firmenvergleiche ermöglichen", forderte die Journalistin Susanne Bergius, Expertin für nachhaltiges Wirtschaften und Investieren. Nur fünf Prozent der Unternehmen würden nach den Corporate-Social-Responsibility-Grundsätzen handeln. Professor Wolfgang Stock von der Universität Gießen warf ein, dass diese Zahl sich nur auf die börsennotierten Firmen beziehen würde. "Kleinbetriebe oder Mittelständer sind lokal verwurzelt und engagieren sich auch in ihrer Kommune. Das negative Unternehmensimage in der Öffentlichkeit wird von einigen wenigen großen Unternehmen geprägt", monierte Stock.

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