pte20051004038 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Dämpfer für Microsofts Online-Musikpläne

Verhandlungen mit den Labels abgebrochen


Redmond (pte038/04.10.2005/15:17) Die Musikindustrie hat Microsoft bei seinen Plänen, einen eigenen Online-Musikservice auf die Beine zu stellen, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, hat der Softwarekonzern die Verhandlungen mit den vier Majors Universal Music, Sony-BMG, EMI Group und Warner Music abgebrochen. Grund für den Abbruch seien die aus der Sicht von Microsoft "übermäßig hohen Lizenzgebühren", die von den Labels gefordert werden. Damit verzögert sich der von Microsoft geplante Abodienst für Online-Musik auf unbestimmte Zeit. Auf Anfrage von pressetext hieß es bei Microsoft Deutschland, dass "laufende Verhandlungen" nicht kommentiert werden.

Die Majors wollten laut WSJ von Microsoft Lizenzgebühren in der Höhe von sechs bis acht Dollar pro User und pro Monat. Das sei etwa so viel wie auch bereits bestehende Anbieter bezahlen. Microsoft http://www.microsoft.com will den Markt aber mit Kampfpreisen aufmischen und Konkurrenten wie Yahoo, Napster und RealNetworks unterbieten. Es wird erwartet, dass der Konzern den Abodienst zumindest genauso billig wie Yahoo anbieten will, nämlich um fünf Dollar pro Monat. Napster und RealNetworks verlangen monatlich etwa 15 Dollar. Yahoo kann diesen Preis nur anbieten, weil das Musikportal auch durch Werbung finanziert wird. Auch bei Microsoft würde der Musikhandel vor allem strategische Bedeutung haben.

Im Bereich der Einzeldownloads um 99 Cent gibt Apple mit dem iTunes Music Store den Ton an. Bei Musikdiensten auf Abo-Basis kommen Yahoo, Napster und RealNetworks nicht von der Stelle, obwohl Experten dem Abomodell langfristig ein größeres Potenzial einräumen. Der eigene MSN-Service soll mit dem ganzen Gewicht des Softwareriesen im Rücken gepusht werden. Ein direkter Angriff auf Apple ist zudem das geplante Angebot an die User, ihre bei iTunes gekauften Songs gratis im hauseignen WMA-Format zu ersetzen (vgl. pte http://www.pte.at/pte.mc?pte=050610011 ). Die Umsetzung dieses Angebots wurde von Experten aufgrund komplizierter Copyright-Verhandlungen als unwahrscheinlich beurteilt. Songs im WMA-Format sind nur auf Geräten abspielbar, die Microsofts Digital Rights Management System verwenden. Ein eigener Musikservice würde daher sowohl die Werbung bei MSN Music http://music.msn.com als auch den Absatz der eigenen Produkte ankurbeln.

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