pte20051110039 Medizin/Wellness, Handel/Dienstleistungen

Deutsche Patienten mit Gesundheitssystem unzufrieden

Kritik trotz hohem Versorgungsniveau


Peter Sawicki
Peter Sawicki

Köln (pte039/10.11.2005/16:25) Das deutsche Gesundheitswesen schneidet in einem internationalen Vergleich hinsichtlich Qualität und Zugang zu medizinischen Leistungen sehr gut ab. Paradoxerweise sind Deutsche mit ihrem Gesundheitssystem aber weitaus unzufriedener als Patienten in anderen Ländern. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage unter Erwachsenen in Kanada, Australien, Neuseeland, Großbritannien, den USA und Deutschland. In der Studie wurden ausschließlich Männer und Frauen berücksichtigt, die einen schlechten Gesundheitszustand haben, an einer chronischen Erkrankung leiden oder sich kürzlich einer schweren Operation unterziehen mussten.

"Wir fahren Mercedes, glauben aber einen reparaturbedürftigen Golf zu steuern", kommentiert Peter Sawicki, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) http://www.iqwig.de , das wenig schlüssige Ergebnis. Es sei paradox, dass deutsche Patienten einerseits ihrem Gesundheitswesen in den meisten Einzelaspekten eine hohe Qualität bescheinigten, andererseits aber grundlegende Reformen für nötig hielten, so Sawicki im Gespräch mit pressetext. Den verglichen mit anderen Ländern wesentlich kritischeren Umgang deutscher Patienten mit ihrem Gesundheitssystem kann sich Sawicki im Grunde nur über die eigene Mentalität erklären. Offenbar sei die Erwartungshaltung noch höher angesetzt, als es die Realität dann erfüllen könne, so der Experte.

Im internationalen Ländervergleich kann Deutschland der Studie zufolge vor allem mit niedrigen Zugangsbarrieren und kurzen Wartezeiten punkten. Ambulante und stationäre Behandlungen sind verhältnismäßig schnell und einfach zu bekommen und im Normalfall unabhängig von Einkommen, Versichertenstatus und Wohnort. Im stationären Behandlungsbereich hat Deutschland die mit Abstand kürzesten Wartezeiten und weist gute Möglichkeiten bei der Wahl des operierenden Arztes auf. Positiv beurteilten die befragten Patienten auch präventive Standardmaßnahmen, wie Blutdruck- und Cholesterinwertmessungen, die regelmäßiger und häufiger vorgenommen werden, als in anderen Ländern.

Als wesentlichen Schwachpunkt im deutschen Gesundheitswesen weist die Studie die schlecht funktionierende Kommunikation zwischen Arzt und Patienten aus. So fühlt sich ein Großteil der Befragten nicht immer ausreichend informiert und kritisiert mangelnde Auskünfte über Behandlungsalternativen. "Dass Ärzte nicht in der Lage sind, mit ihren Patienten zu sprechen, ist allerdings ein weltweites Phänomen", meint Sawicki auf Nachfrage von pressetext. Die vorgebrachte Kritik biete seiner Ansicht nach daher auch keine zufriedenstellende Erklärung für die überdurchschnittlich hohe Unzufriedenheit der Deutschen mit ihrem Gesundheitssystem.

(Ende)
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