pte20060202003 Medien/Kommunikation

Al-Jazeera startet im Frühling auf Englisch

Orient und Okzident brauchen ausgewogene Berichterstattung


Doha (pte003/02.02.2006/06:40) Der in Qatar ansässige Fernsehsender Al-Jazeera http://www.aljazeera.net hat den Start seiner englischen Ausgabe für diesen Frühling angekündigt. Al-Jazeera International, das schon für November 2005 geplant war, wird in vier Korrespondentenbüros rund 250 Journalisten aus 30 Ländern beschäftigen (pte berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=050303002 ). Laut Wadah Khanfar, Geschäftsführer von Al-Jazeera, wird die englische Ausgabe dem Muttersender nicht in den Rücken fallen, sondern dem Geist und den ethischen Grundsätzen treu bleiben.

Bei einer Pressekonferenz kündigte Al-Jazeera an, weitere Versionen seines TV-Formates in Urdu, Französisch, Spanisch und Türkisch auszustrahlen. Eine Testversion mit Simultanübersetzung kann jetzt schon auf Urdu empfangen werden. Al-Jazeera International wird in London, Washington, Kuala Lumpur und Moskau vertreten sein. Mit geschätzten 40 Mio. Zuschauern weltweit ist Al-Jazeera einer der bekanntesten Satelliten-Sender außerhalb der arabischen Welt. Der Emir von Qatar, Sheik Hamad bin Khalifa al Thani, gründete den Sender 1996, um der gesamten arabischen Welt einen nicht der Zensur unterliegenden Nachrichtensender anzubieten. Seitdem wird Al-Jazeera von den USA bezichtigt, deren Image zerstören zu wollen. Von Al-Kaida wurde der Sender als das Sprachrohr der USA bezeichnet.

Indessen wurde das 2nd Aljazeera Forum in Doha eröffnet. Bei dem Forum debattieren Journalisten aus der ganzen Welt über die internationale Medienlandschaft, partizipatorischen Journalismus und andere medienrelevante Themen. Fazit des Forums ist die Feststellung, dass sowohl westliche als auch arabische Medien an einer ausgewogenen Berichterstattung arbeiten müssen. Im Zentrum der Kritik stehen bei dem Forum vor allem die US-Medien. Einige der Teilnehmer behaupteten, dass die westlichen Medien mehr auf die Pressefreiheit achten müssten als die arabischen. Aber auch Kritik an der arabischen Medienwelt wurde laut, berichtet der Media Guardian. So verlangt der ehemalige Herausgeber der südafrikanischen Rand Daily Mail, Allister Sparks, dass die arabische Welt zuerst vor ihrer eigenen Tür kehren soll.

Bei einer vom Star-Journalisten Riz Khan geleiteten Diskussion ging es um die Frage ob die internationalen Medien Brücken schlagen oder die Kluft zwischen arabischer und westlicher Welt vertiefen. In Europa sieht Johann Heiss, leitender Mitarbeiter der Kommission für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften http://www.oeaw.ac.at , ein Ungleichgewicht der Sicht auf die arabische Welt, das unter anderem durch die Berichterstattung der Medien entsteht. "Die Berichterstattung über die Hamas zeigt das sehr deutlich: Es haben friedliche Wahlen, die vom Westen eingefordert wurden, stattgefunden und jetzt will man das Resultat nicht anerkennen", so Heiss im Gespräch mit pressetext.

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