pte20060215001 Umwelt/Energie

Japanisches Walfleisch endet als Hundefutter

Fang zu "wissenschaftlichen Zwecken" muss noch aufgestockt werden


Tokyo/Chippenham (pte001/15.02.2006/06:15) Walfleisch, das von japanischen Walfangschiffen stammt, ist derzeit offensichtlich in so großen Mengen vorhanden, dass es als Hundefutter endet. Zu diesem Schluss kommt die Organisation Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS) http://www.wdcs.org . Bei Umweltschützern sind die japanischen Walfänger ohnehin schlecht im Kurs, denn die Regierung in Tokyo behauptet immer noch, Wale ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken zu fangen. Trotz aller Proteste werden heuer 1.700 Tonnen Walfleisch hinzukommen.

Als besonders schmackhafte Nahrung soll das Walfleisch nun auch Schülern angeboten werden, berichtet BBC-Online. Die Preise sind im vergangenen Jahr gefallen und angeblich lagern 4.800 Tonnen Walfleisch in Japan. "Ein leiser Walfleisch-Boom hat eingesetzt", berichtet das Unternehmen Hakudai http://www.hakudai.com . "Das Unternehmen preist Walfleisch als gesundes und sicheres Hundefutter an", so Mark Simmonds, wissenschaftlicher Direktor vom WDCS im pressetext-Interview. Walfleisch sei organisch und frisch aus den sauberen Gewässern gefischt. "Wer allerdings die Bilder von japanischen Walfangschiffen kennt, weiß, dass es eine grausame Aktivität ist", erklärt Simmonds. Dass das Fleisch der sanften Meeressäuger als Hundefutter endet, bezeichnet der Experte als schockierend. "Wir haben viele Argumente seitens der Japaner gehört, warum der Walfang für das kaiserliche Inselreich so wichtig sein soll. Dass sie daraus Hundefutter gewinnen, war aber nicht dabei", kritisiert Simmonds. Ein internationales Moratorium zum Schutz der Wale wurde in den 80er Jahren erlassen. Allerdings gilt der Fang zu wissenschaftlichen Zwecken nach den Regeln der Internationalen Walfangkommission (IWC) http://www.iwcoffice.org als Ausnahme.

Simmonds befürchtet, dass das internationale Moratorium seitens der IWC schon bald fallen könnte. "Es sind immer mehr Nationen, die dem IWC beitreten und die japanische Position des Walfangs unterstützen", befürchtet Simmonds. In der Vergangenheit sind Stimmen laut geworden, dass Japan Entwicklungsländer dafür bezahle, Partei für den Walfang zu ergreifen (pte berichtete http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=040608041 ). "Ausnahmeregelungen für indigene Völker hat es immer schon gegeben. Allerdings ist nun feststellbar, dass auch Staaten, die niemals vorher Wale gefangen haben, plötzlich diese Position einnehmen", erklärt Simmonds. Neben Japan ist auch Norwegen eines der Länder, die Wale aus kommerziellen Gründen fangen. Walfang ist ein lukratives Geschäft. Notwendig sei es aber weder für Japan noch für Norwegen, räumt der Experte ein. Dennoch sind die Quoten des Vorjahres für dieses Jahr teilweise bis ums Doppelte erhöht worden.

Vor einigen Jahren hatten japanische Toxikologen allerdings vor dem übermäßigen Genuß von Walfleisch gewarnt. Lebensmittelchemiker hatten im Walfleisch erhöhte Schadstoffmengen gefunden. "Besonders auffällig ist das bei der Leber von Walen", meint Simmonds. Häufig würden außerdem ungenaue Angaben auf Lebensmitteln gemacht. In der Regel sei Delfinfleisch, das häufig als Walfleisch angeboten wird, wesentlich stärker belastet, da diese Tiere am Ende der Nahrungskette stehen. Planktonfressende Bartenwale in der Antarktis sind hingegen weniger stark belastet. "Außerdem kommt es darauf an, wo die Tiere gefangen werden", so der Experte abschließend.

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