pte20060216026 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Ökolandbau kann Ärmsten der Armen retten

Forscher evaluieren 280 Projekte in 57 Ländern


Kambodschanischer Bauer/Bild: Jules Pretty
Kambodschanischer Bauer/Bild: Jules Pretty

London/Wien (pte026/16.02.2006/12:23) Es sind nicht hochtechnologische Landwirtschaftsmethoden, die den ärmsten Bauern der Welt helfen, sondern ökologischer Landbau. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam in der jüngsten Ausgabe des Magazins Environmental Science and Technology http://pubs.acs.org/journals/esthag/index.html . Insgesamt haben die Forscher 280 Projekte in 57 Staaten vier Jahre lang untersucht. Einheitliches Ergebnis: Nachhaltige Landwirtschaft brachte die größten Erfolge.

Das Geheimnis des Ökolandbaus scheint recht einfach zu sein: rotierender Anbau verschiedener Pflanzen auf einem Feld und verminderter Einsatz von Pestiziden. Der Erfolg ist deutlich. Durchschnittlich lag die Ernte um 79 Prozent höher und als positiver Nebeneffekt waren zukünftige Ernten nicht negativ betroffen. Zudem war der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft geringer und negative Folgen auf die lokale Biodiversität waren auf ein Minimum reduziert. "Es ist unsicher, ob diese Ergebnisse tatsächlich den Anforderungen der Zukunft gerecht werden. Allerdings sind das Gründe um tatsächlich optimistisch zu sein", schreiben die Autoren. Das gelte insbesondere für arme Bauern-Haushalte.

"Die meisten Menschen denken, dass es nur schlechte Nachrichten gibt, wenn es um die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern geht", so Studien-Coautor Jules Pretty vom Department of Biological Sciences an der University of Essex. Trotz der modernen Landwirtschaftsmethoden hungern immer noch 800 Mio. Menschen weltweit. Ein weiteres Problem sind die massiven Zerstörungen durch die industrielle Landwirtschaft sowie deren hoher Verbrauch von Ressourcen. Der Ökologe und Landwirtschaftsexperte David Pimentel von der Cornell University beruft sich auf Angaben der WHO: denen zufolge haben 3,7 Mrd. Menschen zwar genug zu essen, leiden aber unter fehlenden Spurenelemente wie etwa Eisen.

Die wesentlichen Kritikpunkte der Wissenschaftler betreffen die immer kleiner werdende Zahl von Anbaugebieten. "Jährlich werden zehn Mrd. Hektar Farmland aufgrund von Bodenerosion verlassen." Dazu kommen noch Kürzungen von Brennholz. Viele Bauern verbrennen daher ihre Rückstände und entziehen dem Boden wertvolle Nährstoffe. Geld für chemische Dünger fehlt meist.

"Biolandbau entspricht auch der wachsenden Nachfrage nach gentechnischfreien Produkten", meint der Ökologe Peter Weish von der Wiener Universität für Bodenkultur http://www.boku.ac.at im pressetext-Interview. Die Kritik an der industriellen Landwirtschaft beziehe nämlich insbesondere deren hohen Verbrauch an fossilen Brennstoffen und Energie mit ein. "Diese Art der Landwirtschaft ist zu stark erdölabhängig und eine Lebensmittelproduktion in dieser Art ist nicht zukunftsfähig", so der Wissenschaftler. "Es ist auch das entscheidende Kriterium ob zum Beispiel Gentechnologie dabei helfen kann, eine zukunftsfähige Entwicklung zu erreichen", so Weish. Aus dem Systemzusammenhang heraus sei dies zu verneinen. "Das große Problem ist es, dass Ökolandbau und Gentechnologie sich ausschließen", erklärt der Experte. Das gelte nicht nur für die armen Länder, sondern treffe auch auf die Industrieländer zu, meint Weish abschließend.

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