pte20060315023 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Blockade von Blutgerinnungsfaktor verhindert Schlaganfall

Fehlendes Gen Vorbild für Behandlung


Mäuse, bei denen der Faktor XII gehemmt wurde, hatten kleinere Schlaganfälle. (c) T.Renné
Mäuse, bei denen der Faktor XII gehemmt wurde, hatten kleinere Schlaganfälle. (c) T.Renné

Würzburg (pte023/15.03.2006/12:13) Wissenschaftler der Universität Würzburg http://www.uni-wuerzburg.de haben in einem Versuch mit Mäusen herausgefunden, dass die Blockade des Blutgerinnungsfaktors XII vor Schlaganfällen schützt und die Auswirkungen eines Schlaganfalls deutlich verringern kann. Sollten sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, wäre dies ein entscheidender Schritt zur besseren Therapie und Vorbeugung von Schlaganfällen, die durch eine mangelnde Durchblutung des Gehirns infolge eines plötzlichen Gefäßverschlusses ausgelöst werden. Schlaganfälle sind in den westlichen Industrieländern die dritthäufigste Todesursache, bei den überlebenden Patienten bleiben oft schwere Behinderungen zurück.

Die Würzburger Wissenschaftler entdeckten, dass Mäuse, denen das Gen für den Blutgerinnungsfaktors XII fehlt, deutlich kleinere Schlaganfälle erleiden als ihre Artgenossen. Zudem haben sie nach einem Hirninfarkt geringere neurologische Ausfallerscheinungen und entwickeln weniger Blutgerinsel, so dass der Bereich des Hirninfarktes besser durchblutet wird. Bei "normalen" Mäusen konnten die gleichen positiven Effekte durch die Behandlung mit einer Substanz, die den Faktor XII blockiert, erzielt werden. "Fast jeder Mensch besitzt den Blutgerinnungsfaktors XII", erklärt Christoph Kleinschnitz von der Würzburger Forschungsgruppe im Gespräch mit pressetext. "Nur ein ganz geringer Prozentsatz hat diesen Faktor nicht. Ob man zu dieser Gruppe gehört, wissen die meisten Menschen gar nicht, denn das Fehlen des Faktors XII hat keinerlei negative Auswirkungen."

Die Forscher konnten anhand von kernspintomographischen Untersuchungen nachweisen, dass sowohl Mäuse als auch Menschen, denen das Gen für den Blutgerinnungsfaktors XII fehlt, nicht stärker als andere bluten. Bei den bisher im Zusammenhang mit Schlaganfällen eingesetzten Medikamenten kamen Blutungen häufiger vor. Die dauerhafte Einnahme dieser Blut verdünnenden Mittel ist daher mit erheblich höheren Risiken verbunden. Klinische Studien an Menschen, denen der Blutgerinnungsfaktors XII fehlt, gibt es allerdings nicht, da die Zahl der Patienten viel zu klein ist. "Ob bei einem Menschen der Faktor XII fehlt, ist in der Regel lediglich ein Zufallsbefund", erläutert Kleinschnitz.

Mittelfristig seien klinische Studien geplant, bei denen der Blutgerinnungsfaktors XII durch eine medikamentöse Behandlung blockiert wird, berichtet der Würzburger Forscher. "Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Untersuchungen", so Kleinschnitz. "Falls sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, könnte es in Zukunft gelingen, das Auftreten bestimmter Typen von Schlaganfällen besser zu verhindern." Die Studie der Würzburger wird in den nächsten Wochen in der US-Zeitschrift "Journal of Experimental Medicine" http://www.jem.org veröffentlicht werden und ist schon jetzt online einzusehen.

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