pte20060322024 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Frankreich lockert Kopierschutz

Apple: "Gesetz bedeutet staatlich geförderte Piraterie"


Paris (pte024/22.03.2006/11:54) Die Abgeordneten des französischen Parlaments haben am Dienstag mit 286 Stimmen gegen 193 für das lang diskutierte und umstrittene Urheberrechtsgesetz gestimmt (pte berichtete: http://www.pte.at/at.mc?pte=060314018 ). Das Gesetz, das noch vom Senat abgesegnet werden muss, greift den von Apples, Microsofts und Sonys Musikstores eingesetzten Kopierschutz an. Gleichzeitig werden mit dem Gesetz Strafen für das Herunterladen und Weitergeben illegaler Musik- und Filmangebote festgelegt. Wie die Liberation berichtet sind die ersten Reaktionen aus dem Lager der Kulturindustrie eher positiv. Verbraucherschützer und Vertreter der Internetgemeinde stehen dem Gesetz hingegen kritisch gegenüber.

Ob der Versuch, mit diesem Gesetz zwei äußerst konträre Interessen auf möglichst einen Nenner zu bringen, gelungen ist, bleibt abzuwarten. Das vom Media Guardian als revolutionärer Schritt bezeichnete Gesetz "könnte, wenn es denn auch wirklich angewendet wird, insbesondere wenn jede herunter geladene Datei auch bestraft wird, dazu führen, dass der Eindruck von Straflosigkeit gegenüber Downloads verschwindet", wie Jerome Roger, Präsident des französischen Phonoverbands Upfi http://www.upfi.fr , meint.

"Wir sehen das neue Gesetz positiv, auch wegen der Freiheit der Verbraucher", sagte Thomas Baumgärtner, Pressesprecher von Microsoft Deutschland, gegenüber pressetext. Mit den Standardplayern sei es ohnehin schon möglich gewesen Titel aus dem MSN-Musikdienst in andere Formate zu konvertieren, sagte Baumgärtne weiter. Marktführer Apple schlägt hingegen sehr scharfe Töne an. "Die Umsetzung des Gesetzes wird zu staatlich geförderter Piraterie führen", lautet die Stellungnahme des Unternehmens. Der Verkauf legaler Musikangebote werde abstürzen, gerade in einem Moment, in dem legitime Alternativen über die illegalen Angebote beim Verbraucher siegen würden, heißt es weiter. (pte berichtete: http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=060322004 )

Durch den Kopierschutz war es Marktführer Apple möglich Kunden, an den hauseigenen MP3-Player iPod zu binden. Der Konzern verkaufte weltweit 42 Mio. iPods und eine Mrd. Songs. Julien Dourgnon, Sprecher des französischen Konsumentenschutzverbands Que Choisir http://www.quechoisir.org befürchtet durch das Gesetz eine Migration der Internetnutzer hin zu verschlüsselten und anonymen P2P-Netzwerken. "Im besten Fall wird das Gesetz nicht anwendbar sein, im schlimmsten Fall wird es zu einem Zusammenstoß zwischen Internetusern und der Kulturindustrie kommen", so Dourgnon. Nach dem Gesetz werden Konsumenten, die illegale Musik herunter laden, künftig mit 38 Euro bestraft, die Weitergabe illegaler Kopien kostet die Täter 150 Euro.

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