pte20060330039 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Verlängerung der Atomkraft: Stromkonzerne profitieren

Umweltexperten erinnern an Versprechen zum dauerhaften Ausstieg


Berlin (pte039/30.03.2006/15:47) Nach einer Analyse des Öko-Instituts http://www.oeko.de für die Heinrich-Böll-Stiftung http://www.boell.de profitieren aufgrund der Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke nur die Stromkonzern: diese generieren Zusatzerträge von 300 Mio. Euro pro Kraftwerk und Jahr. Die üblichen Argumente wie eine gedämpfte Strompreisentwicklung oder Entlastungseffekte beim Klimaschutz sind demnach nur vorgeschoben. Die deutsche Umwelthilfe erinnert Atommanager an Versprechen zum "dauerhaften" Ausstieg aus der Kernkraft

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass für eine forcierte Energieforschung oder Entwicklung Erneuerbarer Energien die Laufzeitverlängerung eher kontraproduktiv sei. Auch die von mancher Seite zugeschriebene "Brückenfunktion" beim Übergang zu einem Energiesystem auf Basis Erneuerbarer Energien erweise sich eher als Fiktion. "Eine Verlängerung der Laufzeit um acht oder 15 Jahre würde den notwendigen klimagerechten Erneuerungsprozess des deutschen Kraftwerksparks behindern und letztlich den Bau neuer Atomkraftwerke vorbereiten", so Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich Böll Stiftung im pressetext-Interview. Fücks kritisiert die Tatsache, dass die Öffentlichkeit bei der Debatte um die Laufzeitverlängerung hinters Licht geführt werde. "Man spielt mit den Sorgen der Bevölkerung wegen der steigenden Energiepreise und des Treibhauseffekts. Eine Verlängerung der Laufzeiten nimmt nur den Druck weg, endlich auf Erneuerbare Energien umzusteigen", erklärt der Experte. Große Potenziale liegen etwa bei der Kraft-Wärme-Koppelung sowie bei der Energieeffizienz. Es dürfe nicht passieren, dass dieser Markt dadurch einfach vernachlässigt werde. "Tatsächlich geht es darum, den seit dem Desaster von Tschernobyl von einer stabilen Bevölkerungsmehrheit gewollten Atomausstieg aufzuhalten und letztlich umzukehren."

Wie Felix Christian Matthes, Koordinator des Bereichs Energie & Klimaschutz des Öko-Instituts errechnete, bringe eine Betriebsverlängerung deutscher Atomkraftwerke den heute schon dominierenden Energiekonzernen E.on, RWE, Vattenfall Europe und Energie Baden-Württemberg (EnBW) Zusatzerträge von etwa 300 Mio. Euro jährlich. "Schuld daran sind die großen staatlichen Subventionen der Atomenergie", stellt Fücks dazu fest. "Die mit dem Ausstiegsfahrplan eröffnete Chance, den in den vergangenen Jahren vollzogenen Konzentrationsprozess bei der Stromerzeugung wenigstens in Teilen rückgängig zu machen, wird mit einer Laufzeitverlängerung leichtfertig vertan. Potenzielle neue Wettbewerber hätten ohne die Kraftwerkslücke, die mit der Abschaltung der Atomkraftwerke entsteht, wesentlich schlechtere Möglichkeiten, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen", schließt Matthes. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass alle von den Weiterbetriebs-Verfechtern vorgebrachten Argumente bei näherer Betrachtung "theoretisch und empirisch schwach fundiert" seien.

Die Autoren erinnern die Kraftwerksbetreiber an den Wortlaut der Atomkonsensvereinbarung vom 14. Juni 2000. Darin hatten sich die Konzerne verpflichtet, dazu beizutragen "dass der Inhalt dieser Vereinbarung dauerhaft umgesetzt wird".

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