pte20060404003 Technologie/Digitalisierung, Unternehmen/Wirtschaft

Offshoring: Deutschland hinkt hinterher

IT-Dienstleister sieht Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit


Deutsche Offshoring-Müdigkeit als Gefahr für die Wirtschaft
Deutsche Offshoring-Müdigkeit als Gefahr für die Wirtschaft

Bad Homburg/Köln (pte003/04.04.2006/06:20) Bei der Auslagerung von IT in weit entfernte Niedriglohnländer wie Indien (Offshoring) hinkt Deutschland sowohl den europäischen Nachbarn als auch den USA weit hinterher. Dadurch würden zwar kurzfristig hochbezahlte Arbeitsplätze in Deutschland gesichert. Mittel- bis langfristig gefährde die Vernachlässigung von Offshoring aber die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, warnt etwa Gerrit Hermes, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Hexaware Technologies http://www.hexaware.com .

"Der mit Offshoring verbundene Arbeitsplatzexport stellt im Vergleich zum Konkurs ganzer Wirtschaftszweige das kleinere Übel dar, falls die Unternehmen ihre IT-Kosten nicht auf das international übliche Niveau absenken", gibt Hermes zu bedenken. Laut Hexaware lagern derzeit nur 15 Prozent der deutschen Wirtschaft - Kleinbetriebe ausgenommen - ihre IT an Billigstandorte aus, was Kostenvorteile von bis zu 40 Prozent einbringt. An der Spitze beim Offshoring steht demnach Großbritannien, wo 61 Prozent der Unternehmen mit Ausnahme von kleinen Firmen ihre IT-Aufgaben zumindest teilweise ins Ausland abgegeben haben.

In den USA liegt der Offshoring-Anteil inklusive der kleinen Betriebe bei 20 Prozent. Wichtigster Offshoring-Partner der US-Wirtschaft, die mit rund 80 Prozent Weltmarktanteil die globale Software- und Servicesbranche beherrscht, ist Indien. Aufgrund der IT-Auslagerung wackeln in den USA zwar zwischen zwölf und 14 Mio. Stellen. Der dramatischen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt steht laut Hermes aber eine prognostizierte Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber, die nachhaltige Impulse für Millionen neuer Arbeitsplätze geben soll. "Wir müssen aufpassen, dass die USA und Indien nicht als die lachenden Gewinner und Europa und speziell Deutschland als der weinende Verlierer aus dem globalen Offshoring-Trend hervorgehen", warnt Hermes.

In dieselbe Bresche schlägt auch Katharina Grimme, Direktorin der deutschen Niederlassung des IT-Beraters Ovum http://www.ovum.com , im Gespräch mit pressetext. "Prinzipiell hat Deutschland beim Offshoring noch Nachholbedarf." Die deutschen Unternehmen sollten die Auslagerung von Teilen der IT etwa nach Indien in Betracht ziehen, appelliert Grimme. Dabei ist der Kostenvorteil Indiens nur ein Aspekt. "Viel wichtiger ist in meinen Augen das Vorhandensein von entsprechenden Fachkräften", so Grimme. Im Gegensatz zur Menge der IT-Spezialisten auf dem Subkontinent seien in Osteuropa die Reserven an entsprechendem Humankapital nicht so hoch.

"Mittelfristig ist Offshoring nach Indien durchaus lohnend", meint Grimme, die aber zu einer Zusammenarbeit mit IT-Dienstleistern rät. Diese seien sehr viel flexibler und setzten nicht nur auf einen Standort. "Auch Onshore wird in Zukunft noch eine Rolle spielen", prognostiziert die Expertin gegenüber pressetext. Onshore, also die Auslagerung von Teilen der Produktion oder der IT in die Nähe des eigenen Standorts, besticht vor allem durch kurze Distanz zwischen Dienstleister und Kunden.

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