Kranke Geschäfte mit unserer Gesundheit

Sind nur gesunde, vermögende Versicherte gute Versicherte?

Wien (pts023/11.09.2006/13:00) Die Geschäfte mit unserer Gesundheit standen beim 6. ABBOTT Medical Circle am 6. September im Mittelpunkt einer regen Diskussion. Geladene Gäste aus Wissenschaft, Forschung, Medizin, Politik und den Fachmedien trafen sich zum Fachvortrag und Meinungsaustausch im ONE Smart Space in Wien.
Unter dem Titel "Kranke Geschäfte mit unserer Gesundheit - Vom Stellenwert der Vorsorgemedizin bis zur Privatisierung der Gesundheitsversorgung" analysierte Martin Rümmele, Buchautor und Redakteur beim WirtschaftsBlatt, die wachsenden Defizite sowie die zunehmende aggressive Privatisierung des Gesundheitswesens.

Laut Rümmele sei die Entsolidarisierung in Gesundheitsfragen bereits sichtbar: die öffentliche Hand ziehe sich zurück, Leistungen werden reduziert, private Zuzahlungen (Selbstbehalte) steigen, Krankenhäuser werden geschlossen oder privatisiert und der Spardruck nehme zu.
Rümmele sagt, nicht die steigenden Ausgaben seien das Problem im Gesundheitsbereich, sondern das Defizit der Krankenversicherungen.

Die Ursachen:
Laut den Thesen des Autors dränge die Wirtschaft auf den Rückzug der öffentlichen Hand: Steuern, Abgaben und Regulierungen sollen sinken, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. WTO/GATS/EU verlangen Deregulierungen und Wettbewerb - auch im Gesundheitswesen. Jene also, so Rümmele weiter, die am meisten verdienen und besitzen, tragen immer weniger zum Steueraufkommen und zur Finanzierung des Gesundheitssystems bei.

Die Folgen:
Der Spardruck auf Akteure im Gesundheitsbereich (PKV, Pharma, Medtech, Ärzte, Apotheker, Spitalsbetreiber, Personal) sei seit Jahren enorm und nehme weiter zu, so Autor Rümmele.
Anbietergruppen suchen Lücken in diesem System zu nutzen oder sich welche zu verschaffen, in dem sie den öffentlichen Einfluss und die Kontrolle zurück drängen. Ineffizienzen würden dadurch steigen (Debatte über Leistungsreduktionen, Nahtstellen, Chefarztpflicht).

Die Systeme würden also einerseits bewusst finanziell ausgetrocknet und andererseits ausgenutzt. Laut Martin Rümmele würden sich ausgerechnet jene als "Retter" des Systems präsentieren, die zuerst darauf drängten, die Leistungen der öffentlichen Hand im Gesundheitsbereich zu reduzieren.

Die Zukunft:
Martin Rümmele skizziert anhand dieser Thesen einen düsteren Verlauf des Gesundheitswesens in Österreich anhand von Phrasen:
- Reduktion öffentlicher Leistungen
- teilweise Liberalisierung des Angebots (für bestimmte Gruppen)
- Wettbewerb macht System nicht billiger (siehe USA, CH, D)
- Höhere Gesundheitsausgaben
- Höhere Verwaltungskosten
- Konsequenz: Tariferhöhungen, Leistungskürzungen, Selektion
- Entsolidarisierung
- Risikoverlagerung durch Verschiebung der Verantwortung
Polemisches Fazit: Nur gesunde und vermögende Versicherte sind gute Versicherte.

Rümmele schließt mit der Aussage, dass die Tendenz zum Rückzug der öffentlichen Hand und steigende Zuzahlungen schon jetzt dazu führten, dass Kranke und Bedürftige doppelt zur Kasse gebeten werden.

ABBOTT Medical Circle: Who-is-who der österreichischen Medizinbranche
Der ABBOTT Medical Circle ist Österreichs Event für die Medizin-Branche mit hohem Qualitätsfaktor und Anlaufstelle für aktuelle und zukünftige Fragestellungen in der Medizin. Geladene Gäste aus Wissenschaft & Forschung, der Labormedizin, Politik, Beamtenschaft und den Medien treffen sich regelmäßig zum Fachvortrag und zum Meinungsaustausch. Initiator ist Dipl.-Ing. Josef Schabauer, Geschäftsführer von ABBOTT Diagnostics Österreich, einer der führenden Anbieter von Diagnostikprodukten.

Zu ABBOTT Diagnostics
ABBOTT Diagnostics http://www.abbottdiagnostics.at ist ein führender Anbieter von Diagnostikprodukten und eine Division von ABBOTT Laboratories http://www.abbott.com , eines der weltweit größten Health Care Unternehmen mit über 65.000 Mitarbeitern in über 130 Ländern. Über 9% des Gesamtumsatzes werden in Forschung und Entwicklung reinvestiert.

Mehr Informationen zum Thema
Martin Rümmele http://www.krankegeschaefte.at

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