pte20060928040 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

"Gratiszeitungen sind Reichweiten-Jumbos der Zukunft"

Printgipfel: Neues Leben am Tageszeitungsmarkt


Wien (pte040/28.09.2006/13:45) Das Medium Tageszeitung hat in den vergangenen Jahren wieder neuen Schwung geholt. Die Zukunft der häufig totgesagten Printmedien scheint vorerst gesichert, so die Quintessenz des Printgipfels auf den Österreichischen Medientagen http://www.medientage.at in Wien. Zur aktuellen Lage am Tageszeitungsmarkt diskutierten die Medienvertreter Oscar Bronner, Eva Dichand, Wolfgang Fellner, Christoph Kotanko, Horst Pirker und Torsten-Jörn Klein. Geleitet wurde die Gesprächsrunde von Hans Gasser, Vorstand Wirtschaftsblatt Verlag AG. Nach Meinung der Branchenexperten ist die Situation am Zeitungsmarkt so lebendig wie lange nicht mehr. Einigkeit herrscht auch darüber, dass sich die Tageszeitung künftig noch stärker an den Wandel der Medien anpassen muss.

Eine wichtige Rolle am aktuellen Zeitungsmarkt spielen die Gratiszeitungen, die derzeit nicht nur in Österreich einen regelrechten Boom erleben. "Wir erreichen besonders die junge Generation, deren Lesezeiten deutlich verkürzt sind und die sich an Gratisinformationen aus dem Internet gewöhnt hat", sagt Eva Dichand, Herausgeberin der Gratiszeitung Heute. 69 Prozent der Heute-Leser sind unter 40 Jahre alt. Die Reichweite der kostenlosen Zeitung beträgt bei dieser Zielgruppe rund 30 Prozent. In Gesamteuropa hat das Medium Gratiszeitung in den vergangenen sechs Jahren ein Wachstum von etwa 25 Prozent verzeichnet. Während es eine Vielzahl an Neugründungen von kostenlosen Blättern gab, kamen nahezu keine neuen Kaufzeitungen auf den Markt.

Horst Pirker, Vorstandsvorsitzender der Styria Medien AG, zeigt sich begeistert vom Modell der Gratiszeitung: "Ich sehe hier eine tolle Entwicklung, weil junge und mobile Menschen endlich wieder Papier als Plattform für Information entdecken." Die Beeinträchtigung von Kaufzeitungen sieht Pirker nicht. Die beiden Printmedienformen könnten gut nebeneinander existieren. "Ich würde sogar sagen, dass Gratiszeitungen die Reichweiten-Jumbos der Gegenwart und Zukunft sind und der ganze Tageszeitungsmarkt dadurch wieder stärker geworden ist", setzt Pirker fort.

Auch Oscar Bronner, Herausgeber der Qualitätszeitung Der Standard, blickt entspannt in die Zukunft. "Für mich gilt der berühmte Merksatz: Ein neues Medium hat noch nie ein anderes ersetzt." Internet sei zwar zu einem Wirtschaftsfaktor geworden, der die Branche verändert hat, aber eine Tageszeitung könne ohnehin grundsätzlich nicht mit einem solchen Medium konkurrieren. "Wir müssen uns redaktionell darauf einstellen. Die Tageszeitung muss künftig mehr auf Hintergrundinformation und Meinung setzen", so Bronner. Wenig Zukunft sehe er aber für Medien der Mitte, also jene, die nicht entweder stark auf Qualität oder eben stark auf Boulevard und populistische Meldungen setzen. Diese Polarisierung zwischen Qualität und Einfachheit bestätigt auch Torsten-Jörn Klein von Grunner und Jahr, der in der Diskussion einen Blick von Außen auf die österreichische Medienlandschaft wirft.

Wolfgang Fellner, der gerade erst mit der Neugründung der Tageszeitung Österreich für Aufsehen in der Branche gesorgt hat, zeigt sich angetan vom belebten Konkurrenzkampf auf dem Zeitungsmarkt. Die neue Lebendigkeit führt er vor allem auf sich selbst bzw. sein kürzlich erschienenes Blatt zurück und steckt dafür einiges an Kritik seitens der anderen Diskussionsteilnehmer ein. Mit Österreich will Fellner besonders junge Menschen und Frauen ansprechen und den Sonntag wieder zu einem Tageszeitungs-Tag machen. Ob dieses Vorhaben gelingt, bleibt erst einmal abzuwarten. Christoph Kotanko, geschäftsführender Chefredakteur des Kurier, warnt jedenfalls davor, die neue Fellner-Zeitung weder zu unter- noch zu überschätzen. Kotanko geht aber grundsätzlich davon aus, dass sich der Wettbewerb am Zeitungsmarkt noch weiter verschärfen wird. Nicht zuletzt deshalb hat der Kurier auch gerade einen umfassenden Relaunch durchgemacht.

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