pte20061016025 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Umweltkampagnen gegen Chemie verunsichern

Britische Toxikologen wehren sich gegen WWF-Kampagne


London (pte025/16.10.2006/13:50) Britische Toxikologen haben die Umweltorganisation WWF wegen einer Kampagne gegen Chemie angegriffen: Die Argumente der Umweltschützer verbreiten vielfach nur Angst und Schrecken und tragen nicht wesentlich dazu bei, Chemie zu verstehen. In Anbetracht der neuen EU-Umweltgesetzgebung, der Chemikalienverordnung REACH, ist diese Diskussion mehr als bedenklich, berichtet BBC-Online http://news.bbc.co.uk .

Die Argumente der Toxikologen sind einfach: Viele der Stoffe, die in hohen Dosen verabreicht werden, können gesundheitsschädlich sein, allerdings werden sie meist nur in geringem Ausmaß angewendet. Zudem spielen die Umweltorganisationen mit der Angst der Menschen. Die Umweltorganisationen halten dem entgegen, dass es im täglichen Leben zahlreiche Substanzen gebe, die sehr problematisch sind - dazu gehören Dioxine oder etwa bromierte Flammschutzmittel. An der Notwendigkeit von REACH scheinen aber auch die Experten nicht zu zweifeln. Es sei notwendig, Limits bei manchen Chemikalien anzusetzen und andere generell zu verbannen. Die Angstmache lehnen sie hingegen ab.

"Die Präsenz von giftigen Substanzen ist eine Warnung, dass wir diesen Stoffen ausgesetzt sind. Wir müssen versuchen zu verstehen, was das bedeutet, aber es ist falsch Menschen in Angst zu versetzen", so Alistair Hay, Umwelttoxikologe an der University of Leeds. "Die Botschaft, die die Umweltorganisation hier transportiert, ist irreführend", so David Coggon von der Southampton University. "Es kommt schließlich darauf an, wie hoch die Dosis einer
Substanz ist. Und in vielen der Untersuchungen waren die Werte absolut gering", erklärt Andrew Smith von der Medical Research Council Unit der University of Leicester. In manchen Untersuchungen betrugen die Konzentrationen nur ein Bruchteil einer Milliarde.

"Natürlich übertreiben die Umweltorganisationen, aber das ist legitim, da die Chemie-Hersteller untertreiben", so Lothar Dunemann, Vorstand des Instituts für Umwelthygiene und Umweltmedizin http://www.hyg.de in Gelsenkirchen, im pressetext-Interview. Wie weit man dies dürfe, sei eine moralische Frage. Dass bei REACH erstmals auch chemische Substanzen, die in kleineren Tonnagen hergestellt werden, geprüft werden, hält der Experte für gut. "Insbesondere im Ruhrgebiet hat das große Bedeutung, da es hier zu einer Belastung des Wassers durch perfluorierte Tenside, so genannte PFT, gekommen ist. Diese sind vor allem für Kleinkinder gefährlich", so Dunemann. PFT werden in relativ geringer Tonnage hergestellt. "Die Substanz dient dazu, Kleidungsstücke regendicht und fettabweisend zu machen. Auch bestimmte Papiere werden damit beschichtet", erklärt der Fachmann. REACH sei daher sehr nützlich, da diese Substanzen gründlich untersucht werden.

Auf Diskussionen über die Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit von REACH wollte sich der Toxikologe Dieter Schrenk von der Universität Kaiserslautern http://www.chemie.uni-kl.de nicht einlassen. "Bei diesen Problemen handelt es sich in erster Linie um juristische Fragen. Wenn es die Verordnung dann gibt, sind wir als Wissenschaftler gefragt sie umzusetzen", so Schrenk. Er gebe jedenfalls gerne Auskunft darüber, wenn jemand über die Toxizität einer speziellen Substanz etwas wissen wolle. Aus allen anderen Ausführungen halte er sich heraus.

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