pte20061111004 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Diesel-Pkw: Rasche Maßnahmen gefordert

AK startet Debatte über Dieselmotoren


(foto: vcoe.at)
(foto: vcoe.at)

Wien (pte004/11.11.2006/06:20) Anfang der 1990er Jahre hielt der Diesel seinen Einzug in Europa. Seit 2005 fahren mit über 2,2 Mio. Dieselmotoren mehr Diesel-Pkw als Benzin-Pkw auf österreichischen Straßen. Obwohl Dieselmotoren nach Angaben des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) http://www.vcoe.at dreimal so viele Stickoxide ausstoßen als Benzinmotoren und für 49 Prozent der Feinstaubbelastung verantwortlich sind, sind sie nach wie vor am beliebtesten. In ganz Österreich gibt es heute Diskussionen, wie man die schädliche Feinstaubbelastung in den Griff bekommen könnte. Die Wiener Arbeiterkammer http://www.arbeiterkammer.at präsentierte diese Woche ein neues Konzept, wie der Feinstaubausstoß bei Dieselmotoren intelligent und wirkungsvoll kontrolliert werden kann. Der VCÖ sieht darin eine erste Maßnahme und die Grünen könnten sich ebenfalls vorstellen, ein derartiges Projekt zu unterstützen. Im zuständigen Ministerium wurden schon ähnliche Konzepte diskutiert und Vorschläge ausgearbeitet.

Das Konzept der Arbeiterkammer zur Kontrolle von Schadstoffausstößen bei Dieselmotoren orientiert sich am deutschen System. "Beim Auto-Service soll der Schadstoffausstoß überprüft und nach den geltenden EU-RO-Schadstoffnormen mit einem Sticker zertifiziert werden", erklärt Franz Greil, Verkehrsexperte der Arbeiterkammer, im Gespräch mit pressetext. Über die graphische Gestaltung dieser Sticker hat man noch keine konkreten Vorstellungen, denkbar wäre aber eine farbliche oder numerische Kennzeichnung. "Grün wäre beispielsweise für umweltfreundliche Dieselmotoren und schwarz für besonders schädliche", erklärt Greil. Durch die Zertifizierung soll die polizeiliche Kontrolle bei Fahrverboten erleichtert werden. "Pauschale Fahrverbote belasten auch Pkw-Fahrer mit geringem Emissionsausstoß. Durch dieses System kann das Fahrverbot auf bestimmte Motortypen eingeschränkt werden", erklärt Greil im Gespräch mit pressetext.

Von Seiten der Regierung heißt es, man sei sich der Problematik durchaus bewusst und habe auch schon Vorschläge diskutiert und ausgearbeitet. Eine offizielle Stellungnahme gebe es aber noch nicht. "Eine Klassifizierung bzw. eine Kennzeichnung erscheint uns durchaus sinnvoll und wurde auch schon angedacht, aber Beschlüsse dazu wird es frühestens nächstes Jahr geben", erklärt Peter Wiederkehr vom Lebensministerium http://www.lebensministerium.at gegenüber pressetext. Die ausgearbeiteten Vorschläge müssen von der Regierung diskutiert und beschlossen werden - ohne Regierung könne daher nichts unternommen werden.

Mit dem Konzept will die Arbeiterkammer vor allem die Konsumenten für die Diesel-Problematik sensibilisieren und die Kontrolle erleichtern. Auch der VCÖ sieht darin einen ersten sinnvollen Schritt. Christian Gratzer, Leiter der Kommunikation des VCÖ, erklärt aber, dass diese Maßnahme alleine kaum reichen werde, um die Feinstaubbelastung und das Emissionsproblem in den Griff zu bekommen. "Solange Diesel gegenüber Benzin steuerlich begünstigt ist, werden nach wie vor die meisten Konsumenten Diesel-Pkws kaufen. Dass ist ja auch aus Sicht der Konsumenten verständlich", erklärt Gratzer gegenüber pressetext.

Der VCÖ fordert darüber hinaus die Herstellung von 'sauberen' Autos und die verstärkte Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf die Schiene. "Firmen sollten direkt mit einem Nebengleis an das Schienennetz angebunden werden. So wie die Stiegel Brauerei in Salzburg", erläutert Gratzer. Die dabei entstehenden Kosten sollten durch die staatliche Hand getragen werden. "Gemeindestraßen werden ja auch so finanziert. Also warum sollten Firmen, die auf umweltfreundlichen Transport umsteigen nicht unterstützt werden", so Gratzer. Einig sind sich Arbeiterkammer und VCÖ auch im Bereich der Off-Road-Maschinen wie Traktoren, die deutlich höhere Emissionsausstöße als Pkw vorweisen und ebenfalls stärker kontrolliert werden müssen.

Rüdiger Moresch, Gemeinderat der Wiener Grünen http://www.gruene.at , kann sich ebenfalls vorstellen, eine derartige Initiative der Arbeiterkammer zu unterstützen, allerdings auch nur als eine vielen Maßnahmen. "Ausreichen wird das 'Diesel-Pickerl' nicht", so Moresch gegenüber pressetext. Um wirkungsvoll gegen die Emissionsausstöße und Feinstaub vorzugehen fordert Moresch ebenfalls die steuerliche Gleichsetzung des Dieseltreibstoffs sowie die verstärkte Förderung des Nahverkehrs und eine Förderung bei der Pkw-Umrüstung. "Denkbar wäre hier beispielsweise ein Modell wie in Linz, wo die Hälfte der Kosten für die Motorumrüstung zurückerstattet wird", erklärt Moresch im Gespräch mit pressetext.

Weitere Fahrverbote oder Tempolimits hält Moresch aber nicht für wirklich sinnvoll. "Wie man in Wien gesehen hat, haben die Tempobeschränkungen nichts an dem Feinstaubproblem geändert. Auf vielen Strecken wurden die Beschränkungen auch wieder aufgehoben. Sinnvoll sind derartige Tempolimits bei der Reduzierung von Lärmbelästigung. Auf Strecken mit Anrainern sind die Beschränkungen erfolgreich", so Maresch.

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