pte20061123031 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Österreichs Wirtschaft am Weg nach Südosteuropa

CE/SEE als weltweit zweitstärkster Wachstumsraum


Wien (pte031/23.11.2006/12:38) "Wer noch nicht in der Region ist, sollte jetzt dorthin gehen", appelliert Heinz Sernetz, Vorstandsmitglied der Raiffeisen Investment AG, an Österreichs Unternehmen. Bei der heute, Donnerstag, in Wien präsentierten Raiffeisen Research-Studie zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region Mittel- und Südosteuropa (CE/SEE) bis 2020 hob Sernetz die Vorzüge des Wirtschaftswachstums in den neuesten EU-Mitgliedsländern sowie den Beitrittskandidaten hervor. Bis 2015 werde die Region CE/SEE nach Indien und China die weltweit zweitstärkste Wachstumsregion bleiben. Das Wirtschaftswachstum werde in den nächsten fünf bis acht Jahren rund 4,5 (CE) und fünf Prozent (SEE) betragen. Österreichische Unternehmen würden in Folge nicht nur von den fortschreitenden Privatisierungs- und M&A-Prozessen, sondern auch von der Re-Industrialisierung in den Bereichen wie Bau, Telekommunikation oder Finanzdienstleistungen profitieren.

Während die CE/SEE-Länder in Bezug auf das Wirtschaftswachstum in den vergangenen 15 Jahren bereits deutlich zum EU-Raum aufholen konnten, soll sich dieses Wachstum auch in den nächsten Jahren fortsetzen. "Klar ist, die Länder holen weiter auf, allerdings mit unterschiedlicher Geschwindigkeit", so Raiffeisen Research-Leiter Peter Brezinschek. Österreichs überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum der vergangenen sechs bis sieben Jahre sei vor allem auf das Engagement in Osteuropa zurückzuführen, erläutert Sernetz. Die Exporte österreichischer Unternehmen in die Region CE/SEE sollen in den nächsten Jahren zweimal so schnell wachsen wie in den übrigen Exportländern Europas. Knapp 40 Prozent der Gewinne der im ATX gelisteten österreichischen Unternehmen würden heute bereits aus den wachstumsstarken Märkten Osteuropas generiert werden.

Zu den Musterschülern des CE/SEE-Raumes zählen Slowenien und Tschechien, deren BIP pro Kopf bis zum Jahr 2020 zu 95 beziehungsweise 93 Prozent an den Durchschnitt der EU-25 herankommen. Die Länder Südosteuropas wie Kroatien und Rumänien werden dagegen auch in 15 Jahren noch unter dem heutigen Durchschnitts BIP der EU-25 liegen. Positive Auswirkungen werden dabei die steigenden Investitionen aus dem Ausland zeigen. "Die Direktinvestitionen beflügeln auch das BIP- und Produktivitätswachstum der nächsten 15 Jahre", erläutert Brezinschek. Der Anteil der EU-Investitionen soll sich bis 2020 auf insgesamt 157 Mrd. Euro belaufen. Der Zufluss an ausländischen Investitionen ziehe in Folge auch geringe Lohnkosten, ein hohes Bildungsniveau und die fortschreitende Integration in die EU nach sich. Die derzeit auf einem historisch niedrigem Niveau liegende Inflationsrate werde bis 2010/12 erhalten bleiben, unterstützt durch weiterhin starke Währungskurse und daraus resultierenden niedrigen Importpreisen, die auch die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.

"Wir treten in die stärkste Wachstumsphase seit der Transformationsphase von 1989 bis 1991", erklärt Brezinschek. Zwar wird sich das BIP-Wachstum bis 2020 abschwächen, liegt dann jedoch weiterhin deutlich über jenem der "alten" EU-12. Für Mitteleuropa rechnen die Studienautoren demnach mit einer Wachstumsrate, die selbst in 15 Jahren noch 90 Prozent (3,2 Prozent Wachstumsrate) über jener der EU-12 (1,7 Prozent) liegt, jene des SEE-Raumes soll gar 150 Prozent (4,2 Prozent) darüber liegen. Als Wachstumstreiber der nächsten Jahre nennt Brezinschek sowohl den Industriesektor, der vor allem von ausländischen Akteuren und steigenden Exporten profitieren wird, als auch den Dienstleistungssektor, auf dem inländische Unternehmen die Marktdynamik lenken werden.

Mittel- und Südosteuropa müssen in den kommenden Jahren jedoch auch mit Problemen zurecht kommen. Ab 2012/15 komme es zu einer überdurchschnittlichen Abnahme der arbeitsfähigen Bevölkerung, erklärt Brezinschek. Zurückzuführen sei dies sowohl auf die sinkende Geburtenrate als auch auf die Migration in Länder der EU-15. Abwerbungen von Arbeitskräften aus dem CE/SEE-Raum sei aus Sicht der übrigen EU-Länder demnach nicht sinnvoll oder wirtschaftlich, so Brezinschek. Ganz im Gegenteil müsse das Problem der sinkenden Arbeitskräftezahl auf gesamteuropäischer Ebene gesehen und diskutiert werden.

Durch das steigende Wirtschaftswachstum der nächsten fünf bis sieben Jahre und die gleichzeitig sinkende Zahl an Erwerbstätigen werde sich jedoch die Arbeitslosenquote verringern. Gleichzeitig steigen die durchschnittlichen Nominallöhne bis 2020 auf das 2,5 bis vierfache des heutigen Niveaus. Kroatien und Tschechien werden laut den Bereichnungen der Raiffeisen Research das Lohnranking der CE/SEE-Region mit Nominallöhnen von umgerechnet rund 2.000 Euro anführen. "Im Vergleich zu Österreich mit einem Durchschnitt von 2.620 Euro ist da noch genügend Platz zum Aufholen", so Brezinschek.

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