pte20061129030 Technologie/Digitalisierung, Unternehmen/Wirtschaft

3G-Start in China: US-Ausrüstern droht Ausschluss

Huawei und ZTE im Kampf um TD-SCDMA-Aufrüstung im Vorteil


TD-SCDMA-Entwicklung in China (Foto: siemens.com)
TD-SCDMA-Entwicklung in China (Foto: siemens.com)

Peking (pte030/29.11.2006/13:46) Beim mehrmals verschobenen 3G-Start in China, bei dem in den kommenden fünf Jahren Investitionen von bis zu 30 Mrd. Dollar fließen könnten, drohen westliche Netzwerkausrüster außen vor zu bleiben. Konzerne wie Motorola, Lucent, Nortel oder Ericsson, die bisher den Markt für Mobilfunk-Equipment unter sich aufgeteilt haben, müssen sich auf den Verlust eines nicht unbedeutenden Teils ihrer Marktanteile einstellen, warnt das Wall Street Journal (WSJ). Profitieren könnten demnach die chinesischen Rivalen Huawei und ZTE, die nach der aggressiven Expansion auf dem Weltmarkt nun beim Rennen um die lukrativen heimischen Ausrüsteraufträge in den Startlöchern scharren.

Hintergrund der Befürchtungen ist neben dem Erstarken der chinesischen Konkurrenz die Favoritenstellung der Eigenentwicklung TD-SCDMA, die in China gemeinsam mit den in den USA und Westeuropa üblichen 3G-Standards CDMA2000 und W-CDMA zum Einsatz kommen soll. "Wenn China mit dem Aufbau von 3G-Netzen startet, hat das wahrscheinlich einen negativen Einfluss auf die westlichen Ausrüster, insbesondere wenn sie ihre 3G-Hoffnungen zu sehr auf China ausgerichtet haben", zitiert das WSJ die CreditSights-Analystin Ping Zhao. Schon jetzt drückt die Verschiebung der 3G-Einführung auf die Zahlen der Konzerne. So hat Lucent das Ausbleiben der Vergabe der 3G-Lizenzen in China für einen Großteil der Rückgänge bei seinem Auslandsumsatz verantwortlich gemacht.

Eine Entscheidung über die Lizenzvergabe könnte nun Anfang 2007 erfolgen, berichtet das WSJ unter Berufung auf Wirtschaftskreise. Druck kommt derzeit von den chinesischen Mobilfunkbetreibern, die pünktlich zu den Olympischen Spielen 2008 UMTS-Dienste anbieten wollen. Aus Repräsentationszwecken werde die erste Lizenz an einen Betreiber vergeben, der den chinesischen Standard bevorzuge, vermutet Zhao. Obwohl infolge auch die westlichen Standards zum Einsatz kommen sollen, stehen Motorola und Co. vor dem Verlust von Marktanteilen an Huawei und ZTE. Schließlich verkauft die chinesische Konkurrenz entsprechendes Equipment ebenfalls bereits erfolgreich außerhalb von China - und zwar weit günstiger als die etablierten Ausrüster.

Im Gegensatz zu den US-Rivalen haben sich europäische Netzwerkausrüster wie Siemens, Nokia oder Alcatel ihre Beteiligung am chinesischen 3G-Markt über Joint Ventures gesichert. Siemens etwa hat an der Entwicklung des TD-SCDMA-Standards mitgearbeitet. "Siemens hat gemeinsam mit Huawei das Joint Venture TD-Tech in China gegründet, das sehr erfolgreich an den TD-SCDMA Trials teilgenommen hat", so die für UTRAN, dem funktechnischen Teil eines UMTS-Netzes, verantwortliche Siemens-Managerin Dina Bartels Anfang des Jahres im pressetext-Interview (http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=060127011 ).

Ob 3G in China schnell zum Erfolg wird, darf aber bezweifelt werden. Zwar verzeichnet das Riesenreich jeden Monat 5,5 Mio. neue Handyuser. Außerhalb der Metropolen Peking und Shanghai werden sich aber nur wenige Nutzer teure Services wie mobiles Internet oder Handy-TV leisten können. Laut chinesischen Medienberichten sollen noch im laufenden Jahr in sechs chinesischen Städten 3G-Testnetze in Betrieb genommen werden.

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