pte20061205033 Medien/Kommunikation

Ganztagsschulen als Mittel gegen Medienverwahrlosung von Kindern

Kriminologe Pfeiffer fordert Verbot aller Filme mit FSK 18


http://www.urlaubfuerkinder.de
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Stuttgart (pte033/05.12.2006/13:56) Ein Fünftel der deutschen Kinder und Jugendlichen befinden sich im Zustand der Medienverwahrlosung. Diese Einschätzung stammt vom Kriminologen Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) http://www.kfn.de , der zwei Lösungsansätze empfiehlt: Das Verbot der Fernsehausstrahlung aller Filme, die erst ab 18 Jahren freigegeben sind sowie die Einführung von Ganztagsschulen. Sabine Feierabend, Medienwissenschafterin der Medienforschung des SWR, hält hingegen wenig von einem Verbot.

"Ein Verbot ist eine einfache Formel, trägt aber nicht zur Lösung des Problems bei. Darüber hinaus wäre so ein Verbot beim dualen System in Deutschland schwer durchsetzbar und es würde in die Programmautonomie der Sender eingegriffen werden", sagt sie im pressetext-Interview. Die Einführung von Ganztagsschulen hält sie dagegen für begrüßenswert. "Im Nachmittagsunterricht können Medienkompetenzen geschult werden. In manchen Schulen wird ja bereits der Spieß umgedreht und die Schüler produzieren etwa eigene Radiosendungen"; so Feierabend weiter.

Die Notwendigkeit einer Medienkompetenz unter Kindern und Jugendlichen steigt. Nach Feststellung des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (MFS), verfügen über die Hälfte der 13- bis 15-Jährigen über einen eigenen Fernseher im Zimmer. Unter den Sechsjährigen hat bereits jeder Vierte ein eigenes Gerät im Zimmer stehen. In einer Repräsentativbefragung des Jahres 1998 gaben 18 Prozent der männlichen und 13 Prozent der weiblichen Neuntklässler an täglich mehr als vier Stunden am Tag vor dem Fernseher zu verbringen.

Wie Christian Pfeiffer betont, haben 56 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jungen bei einer aktuellen Befragung angegeben Filme, die wegen ihres jugendgefährdenden Inhalts erst nach 23 Uhr ausgestrahlt werden, häufig anzuschauen. Unter den Mädchen gaben dies nur 25 Prozent an. Zwei Drittel der Jungen gaben in der Umfrage von 1998 an Computerspiele regelmäßig zu nutzen. Ob ein Zusammenhang zwischen Delinquenz und exzessiven Medienkonsum besteht, ist noch nicht wissenschaftlich bewiesen. US-amerikanische Forscher der Stanford-Universität arbeiten dazu aktuell an einem Feldexperiment. Pfeiffer verweist auch auf die Schulstatistiken der vergangenen zehn Jahre, denen zu Folge die Schulleistungen der Jungen immer schlechter werden.

(Ende)
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