pte20061215001 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Schatten über digitaler Musikwelt

Verkaufseinbrüche und Kopiervergütung bremsen Euphorie


iTunes
iTunes

Cambridge/Brüssel (pte001/15.12.2006/06:15) Die Verkäufe der führenden Musikplattform iTunes sind möglicherweise eklatant eingebrochen. Glaubt man einer aktuellen Forrester-Studie, sollen die gesamten monatlichen Einnahmen in Nordamerika um ganze 65 Prozent zurückgegangen sein. iTunes-Betreiber Apple dementiert die veröffentlichten Marktforschungszahlen, gibt jedoch selbst keine bekannt. Laut Studienergebnis haben die Nutzer der Downloadplattform im Durchschnitt pro Bestellung 17 Prozent weniger investiert. Sollte dies tatsächlich zutreffen, hätte der Markt für digitale Musik eventuell schon seinen Sättigungspunkt erreicht.

Natürlich könnte der Rückgang auch rein saisonal bedingt sein, räumt die Forrester-Untersuchung ein. Dennoch gehe man nicht davon aus, dass Apple im ersten Halbjahr 2006 viel Geld mit den Songverkäufen verdient habe. Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft (IFPI) in Deutschland zeigt sich entspannt. "Die Ergebnisse der Studie zu iTunes sind überraschend und spiegeln - wenn sie zutreffen - nicht den Trend wider, den wir am Musikmarkt sehen", sagt Stefan Michalk, stellvertretender Geschäftsführer für Presse und Öffentlichkeitsarbeit, gegenüber pressetext. Der Gesamtmarkt für Musikdownloads wachse nach wie vor überproportional. "Selbst wenn Piraterie und illegale Angebote die größten Hemmnisse für die Entwicklung dieses noch jungen Marktsegments bleiben", fügt Michalk hinzu.

Neben den vermeintlichen Verkaufsrückgängen drückt die Hersteller von MP3-Playern derzeit aber ein ganz anderer Schuh. Im Kreuzfeuer der Kritik stehen die Kopiervergütungen, die von den Unternehmen in Europa nach einem Gesetz aus den sechziger Jahren immer noch pro Gerät bezahlt werden müssen. Da heutzutage ohnehin sehr viel Geld in die Systeme für das digitale Rechtekontrollmanagement (DRM) investiert werde, sei nach Meinung der Hersteller ein Auslaufen der alten Kopiervergütung anzustreben. Die Copyright Levies Reform Alliance (CLRA), eine Gruppe aus Geräteimporteuren und -produzenten, läuft Sturm und zeigt sich empört.

Die EU-Kommission hatte eigentlich eine Neuregelung der Urheberrechtsabgaben für Privatkopien geplant, die am 20. Dezember veröffentlicht werden sollte. Nun wurde diese jedoch auf Eis gelegt, nachdem sich insbesondere Frankreich für eine Beibehaltung der bisherigen Vergütungspauschalen stark gemacht hatte. Laut französischem Premierminister Dominique de Villepin stellen diese eine beachtliche Verdienstquelle für die Künstler dar. Insgesamt werden so EU-weit jährlich rund 1,6 Mrd. Euro eingenommen. Mit dem Rückzieher der EU-Kommission werde deutlich, dass jegliche ernsthafte Versuche aufgegeben wurden, Transparenz, Effizienz und Fairness in der Art und Weise der Festsetzung, Einsammlung und Verteilung der Vergütungen zu etablieren, beklagt Mark MacGann, Sprecher von CLRA.

Aufgrund der Kopiervergütung, die sich naturgemäß auch in den Gerätepreisen niederschlägt, zahlen Konsumenten in Europa mehrere Male für das Recht, einen Song zu vervielfältigen. Besonders jene, die ihre Downloads ohnehin rechtmäßig in Stores wie iTunes erwerben, werden doppelt zur Kasse gebeten. Nebenbei sind die Bestimmungen für die Kopierabgaben national verschieden. Während die Pauschale in Österreich bei einem 80-Gigabyte-Player bei acht Euro liegt, werden in Spanien stolze 288 Euro veranschlagt. Da die Preise in einer Zeit des Grenz-überschreitenden Shoppings aber überall ausgeglichen sein sollten, müssen österreichische Konsumenten die Gebühren für die Spanier sozusagen mitfinanzieren, erklärt die CLRA.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Claudia Zettel
Tel.: ++43-1-81140-314
E-Mail: zettel@pressetext.com
|