pte20070111041 Medien/Kommunikation, Medizin/Wellness

Folgen von Krisen bekommen wenig mediale Aufmerksamkeit

Ärzte ohne Grenzen unzufrieden mit Berichterstattung


Ärzte ohne Grenzen, Petrana Ford
Ärzte ohne Grenzen, Petrana Ford

New York/Wien (pte041/11.01.2007/14:56) Die Organisation Ärzte ohne Grenzen http://www.aerzte-ohne-grenzen.at sieht Nachholbedarf bei der medialen Berichterstattung. Die Folgen von Krisen und Katastrophen bekämen oftmals zu wenig Aufmerksamkeit. Über viele humanitäre Themen wie etwa die schockierenden Verhältnisse in Zentralafrika, Sri Lanka oder Kolumbien sei in den Medien 2006 kaum etwas zu finden gewesen. Ärzte ohne Grenzen hat eine Liste mit zehn Krisen veröffentlicht, die im vergangenen Jahr nur unzureichend aufgegriffen wurden. "Diese Liste der zehn am meisten von den Medien vernachlässigten Krisen spiegelt zwar konkret die Situation in der US-amerikanischen Medienlandschaft wider, aber auch wir werden hierzulande mit einer vergleichbaren Situation konfrontiert", sagt Herbert Ofner, Press Officer bei Ärzte ohne Grenzen Österreich, im Gespräch mit pressetext.

Von über 14.500 Nachrichtenminuten der drei großen US-Nachrichtensender entfielen nur magere sieben im vergangenen Jahr auf die angeführten Krisen. "Es kommt natürlich auf die einzelnen Fälle an, aber beispielsweise die österreichische Presse ist sehr Europa-zentriert. Südostasien und Afrika kommen kaum vor", so Ofner. Seit den 90er Jahren hane sich die Medienlandschaft im Zuge des Zusammenwachsens von Europa dahingehend verändert, dass die Außenpolitik meist zum großen Teil von europäischen Themen bestimmt werde, erklärt Ofner gegenüber pressetext.

Medienberichterstattung allein kann natürlich noch keine Krise bewältigen. Dennoch sei es wichtig, Aufmerksamkeit zu wecken und die Politik auf den Plan zu rufen, meint etwa Nicolas de Torrente, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in den USA. Die von Gewalt geprägten Verhältnisse in Haitis Hauptstadt Port au Prince beispielsweise seien in den US-Medien im vergangenen Jahr gerade einmal 30 Sekunden lang aufgegriffen worden, obwohl das Land nur 50 Meilen von den Vereinigten Staaten entfernt ist.

Ein anderes vollkommen unterrepräsentiertes Thema ist Tuberkulose. "Tuberkulose wird bei uns wahrgenommen als eine Krankheit, die weit weg ist und längst vergangenen Zeiten angehört. Deswegen wird sie nicht genügend thematisiert und medial aufgegriffen", meint Ofner. Tuberkulose sei in Wirklichkeit wieder im Vormarsch und mache auch vor Landesgrenzen nicht Halt. "Um auf diese und andere vergessene Krisen aufmerksam zu machen, verschicken wir regelmäßig unsere Informationen. Wir wünschen uns, dass die betreffenden Themen häufiger aufgegriffen werden und ins Bewusstsein von Medien und Politik dringen", so Ofner.

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