pte20070302027 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Paralleluniversum: Wahlkampf in Second Life

Politische Parteien entdecken virtuelle Spielwiesen


Auch in der virtuellen Welt unbeliebt: Rechtsaußen-Kandidat Le Pen (Foto: Second Life)
Auch in der virtuellen Welt unbeliebt: Rechtsaußen-Kandidat Le Pen (Foto: Second Life)

Wien (pte027/02.03.2007/12:48) Der französische Wahlkampf hat sich vor dem ersten Wahldurchgang am 22. April in die virtuelle Welt Second Life verlagert. Nach Jean-Marie Le Pen, dem Präsidentschaftskandidaten der rechten Front National http://www.frontnational.com , folgte die Topkandidatin der sozialdemokratischen Parti Socialiste http://www.parti-socialiste.fr , Segolene Royal, mit einer Präsenz in Second Life in Form eines Komitees mit dem Titel "Desirs d'avenir" (Zukunftswünsche). Schließlich drängte auch Nicolas Sarkozy von der konservativen UMP http://www.u-m-p.org in die virtuelle Welt und gründete die Insel "L'ile Sarkozy". Der Trend, die jungen Wähler über Second Life zu erreichen, ist auch in den USA beliebt, wo der US-Kongress Anfang Januar dieses Jahres sein virtuelles Kapitol aufbauen ließ und die Amtseinführung der demokratischen Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, übertragen hat. Die US-Präsidentschaftskandidaten versuchen es mit Videobotschaften auf YouTube.

Allerdings scheint vor allem die Zeit während des Wahlkampfs die Parteien zur Umsetzung innovativer Ideen anzuregen. In Deutschland und Österreich konzentrieren sich die Regierungsparteien mehr auf ihren Auftritt in der realen Welt. SPD und CDU, aber auch die Oppositionsparteien Bündnis90/Die Grünen und die FDP haben keine Vertretungen in Second Life aufgebaut. Ähnlich ist es im kleinen Nachbarland. "Wir sind in der Realität", heißt es aus der SPÖ, die als knappe Siegerin der Parlamentswahlen im vergangenen Herbst hervorgegangen ist. Derzeit hat die SPÖ nicht vor Präsenz in Second Life zu zeigen.

Österreichs Grüne sind zwar auch nicht in Second Life vertreten, sehen sich aber dennoch als federführend bei der Nutzung neuer Medien für die Parteiarbeit. "Natürlich ist Second Life interessant, allerdings ist das auch unter dem Stichwort 'Hype' zu betrachten. Wir legen Wert darauf das Internet für Inhalte zu nutzen und es nicht bei Spielereien zu belassen," erklärt Landtagsabgeordnete Marie Ringler von den Grünen Wien im pressetext-Gespräch. Sie verweist auf das "Regierungs-Wiki" Neuverhandeln.at http://www.neuverhandeln.at , das am 5. Februar online gegangen ist. User können dort das Regierungsprogramm von Schwarz-Rot umschreiben. 110.000 Mal wurde die Seite laut Grünen-Angaben abgerufen. 5.200 Seitenbearbeitungen des Regierungsprogramms haben die Grünen verzeichnet. Viel interessanter als eine Präsenz sind für Steffi Lemke, Bundesgeschäftsführerin von Bündnis90/Die Grünen, politische Aktionen und Demonstrationen in Second Life, wie sie gegenüber pressetext betont. Le Pens Niederlassung in Second Life war schon Anlass mehrerer Anti-Front-National-Demonstrationen auf Second Life.

In den USA läuft der Wahlkampf für die 2008 stattfindenden Präsidentschaftswahlen auch im Internet schon auf Hochtouren. Auf Einladung der Videoplattform YouTube haben neun Kandidaten ihre eigene Homepage auf dem YouTube-Channel "YouTube You Choose '08" http://www.youtube.com/members?s=po&t=w&g=-1 eingerichtet. "Über YouTube können Kandidaten ein Publikum erreichen, das ihnen früher nur schwer zugänglich war", sagt Jordan Hoffner, Leiter für Content Partnerships bei YouTube, im Wall Street Journal. Die Reichweite der Politiker-Seiten ist im Vergleich zu der von Popstar-Seiten auf YouTube allerdings gering.

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