pte20070523002 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Östrogene im Abwasser vernichten Fischpopulation

Künstliche Hormone aus der Pille wirken auch bei Süßwasserfischen


Östrogene aus Pillen gelangen ins Abwasser (Copyright: Pixelio)
Östrogene aus Pillen gelangen ins Abwasser (Copyright: Pixelio)

Manitoba (pte002/23.05.2007/06:05) Bereits kleine Mengen von Östrogen, die über das Abwasser in Flüsse gelangen, reichen aus, um ganze Fischpopulationen auszulöschen. Zu diesem Ergebnis kommt ein kanadisch-US-amerikanisches Forscherteam im Wissenschaftsmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS http://www.pnas.org . Forscher haben immer wieder darüber berichtet, dass Hormone im Abwasser, die in herkömmlichen Kläranlagen zum Teil nicht abgebaut werden, verheerende Schäden an der Umwelt anrichten können.

"Frauen scheiden normalerweise natürliches Östrogen aus. Das Schlimme ist aber das künstliche Östrogen, das in den Antibabypillen vorhanden ist und in den Kläranlagen nur zum Teil abgebaut werden kann", so Studienleiterin Karen Kidd, Biologin vom Fisheries & Oceans Canada in Manitoba. Männliche Fische werden durch die Östrogene verweiblicht. Sie produzieren die gleichen Proteine wie jene, die weibliche Fische für die Eientwicklung brauchen. Die Forscherin konnte sogar in den Hoden der männlichen Fische Eier finden. "Es braucht nur geringe Mengen an Östrogen, damit bei den Männchen so etwas passiert", erklärt die Wissenschaftlerin. Allerdings sind die Folgen für eine gesamte Fischpopulation dramatisch.

Vorherige Studien haben bereits gezeigt, dass Östrogen bei Fischen zu Veränderungen führen kann. Unbekannt war allerdings, welche Auswirkungen dies auf die wild lebenden Fischpopulationen hat. In einem kleinen abgeschlossenen See im Nordwesten von Ontario hat Kidd mit dem Forscherteam künstliche Östrogene in einer solchen Menge eingebracht wie sie in ungeklärten Abwässern üblicherweise vorkommen. Untersucht wurde die Population der Goldelritze (Pimephales promelas) über einen Zeitraum von sieben Jahren. Bereits nach dem ersten Sommer konnten die Forscher feststellen, dass die männlichen Fische dieses typische Protein zur Eiproduktion bildeten. Ein Jahr später war bei den männlichen Fischen die Spermienproduktion massiv eingeschränkt, kurze Zeit später produzierten die männlichen Fische Eier.

Umgekehrt waren aber auch bei den weiblichen Fischen massive Veränderungen feststellbar: Sie produzierten zwar wesentlich mehr Eier als normal, aber ihre sexuelle Entwicklung war deutlich verlangsamt. Diese Entwicklung machte deutlich, dass die gesamte Population der Fische nicht mehr in der Lage war, sich zu vermehren. Im zweiten Studienjahr war deutlich geworden, dass die Fische im See aussterben würden. Selbst zwei Jahre später - ohne weitere Einträge von Östrogen - war eine Erholung des Fischbestandes nicht bemerkbar. "Selbst diese geringen Mengen an Hormonen haben dramatische Auswirkungen, die Jahre lang, selbst bei einem Stopp der Einbringung, deutlich vorhanden waren", erklärt Kidd.

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