pte20070525040 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Alle 90 Sekunden stirbt ein Wal

Kritik am Schachern um Stimmen und Mehrheiten bei der Walfang-Kommission


Blauwal-Flosse (Copyright: WWF-Canon/Pieter LAGENDYK)
Blauwal-Flosse (Copyright: WWF-Canon/Pieter LAGENDYK)

Wien (pte040/25.05.2007/15:39) Mit einem dramatischen Aufruf, wonach alle 90 Sekunden ein Wal stirbt, will die Umweltorganisation WWF http://www.wwf.at auf die kommende Sitzung der Internationalen Walfang Kommission IWC http://www.iwcoffice.org hinweisen. Vom 28. bis 31. Mai tagt die Organisation in Anchorage/Alaska. Der WWF fordert die 75 Teilnehmerstaaten auf, sich wieder dem Walschutz zuzuwenden, anstatt nur um Abstimmungs-Mehrheiten zu schachern.

"Die Abstimmungspielchen müssen ein Ende haben", fordert WWF-Walexpertin Beate Striebel im pressetext-Gespräch. Konkret gehe es darum, dass die Walfang-Nationen, allen voran Japan, ein Ende des Walfang-Moratoriums fordern. "Es ist ein offenes Geheimnis, dass Japan vor allem Entwicklungsländer für den Stimmenfang finanziell unterstützt", erklärt die Expertin. Tatsächlich ergaben pressetext-Recherchen auf der Hauptinsel des Südsee-Staates Tuvalu, Funafuti, dass Japan für die Stimme bei der IWC ein nagelneues Generatorhaus finanziert hat. "Offiziell darf man das so nicht sagen, weil es sich um Gegengeschäfte handelt, obwohl ohnehin alle wissen, um was es hier geht", meint Striebel, die kritisiert, dass die inhaltliche Arbeit auf den IWC-Konferenzen vollständig zum Erliegen gekommen ist. "Klimawandel, Beifang, Meeresverschmutzung, neue Wal-Schutzgebiete - all diese Themen müssen jetzt angepackt werden", so die Umweltschützerin.

"Außerdem muss endlich klar gestellt werden, dass es nicht notwendig ist, Wale zu töten, um sie zu erforschen", meint Striebel. Auch das Argument, dass einzelne Länder immer noch behaupten, Wale fräßen zu viel Fisch und seien deshalb schuld am weltweiten Rückgang der Fischbestände, sei absurd. "Die wirkliche Schuld tragen die großen Fischereiflotten", zeigt sich Striebel überzeugt. Wale und Delfine bräuchten den internationalen Schutz so dringend wie nie. Berechnungen haben ergeben, dass alle eineinhalb Minuten ein Wal stirbt. "Allein in Fischernetzen ertrinken nach WWF-Schätzungen jedes Jahr etwa 300.000 Wale, Delfine und Tümmler", erklärt die Expertin. "Viele Tiere sterben außerdem bei Kollisionen mit Schiffen. Umweltgifte, die unter anderem das Immunsystem und die Fruchtbarkeit der Tiere schädigen, sowie die Gefahren, die mit dem Klimawandel verbunden sind, kommen noch erschwerend hinzu." In der vergangenen Woche hatte eine gemeinsame Studie des WWF und der Wal- und Delfin-Schutzorganisation WDCS http://www.walfang.org gezeigt, dass die Meeressäuger durch die Folgen des Klimawandels heute massiv bedroht sind.

"Die Pro-Walfang-Nationen um Japan haben im vergangenen Jahr erstmals seit Jahrzehnten wieder in einer IWC-Abstimmung die Mehrheit erzielt", erklärt Striebel abschließend im pressetext-Gespräch. Damit wurde eine - rechtlich allerdings nicht bindende - Resolution beschlossen, die zum Ziel hat, die seit 1986 verbotene kommerzielle Jagd auf Großwale wieder aufzunehmen (pressetext berichtete http://www.pte.at/pte.mc?pte=070403001 und http://www.pte.at/pte.mc?pte=070209025 ).

Die Walfang-Nationen machen auch vor gefährdeten Spezies wie Finn- oder Seiwalen nicht halt. Zudem waren in der Fangsaison 2005/06 93,8 Prozent der getöteten erwachsenen Walweibchen trächtige oder säugende Mütter mit Kalb. "Die Katastrophe dabei ist, dass die Reproduktionsraten bei Walen extrem lang sind", erklärt die Meeresbiologin Antje Helms von Greenpeace Österreich http://www.greenpeace.at im pressetext-Gespräch. Die Geschlechtsreife trete erst relativ spät auf, zudem gebären Weibchen nur alle paar Jahre. "Eine Walpopulation wird schnell gefährdet, wenn man die geschlechtsreifen Tiere oder Mütter herausnimmt", so Helms.

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Aussender: pressetext.austria
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