pte20070829018 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Viele kleine Parks verbessern Stadtklima

Auch kleinere Grünflächen sind immens wichtig


Temperatur-Messstelle zur Ermittlung der nächtlichen Abkühlung in Berlin (Foto: Jens Rogée)
Temperatur-Messstelle zur Ermittlung der nächtlichen Abkühlung in Berlin (Foto: Jens Rogée)

Berlin (pte018/29.08.2007/12:30) Nicht ein einzelner großer Park schafft ein gutes Klima in den Städten, sondern mehrere kleine. Zu diesem Schluss kommen Klimatologen von der Technischen Universität Berlin (TUB). Das Forscherteam um Dieter Scherer vom Institut für Ökologie http://www.klima.tu-berlin.de sucht anhand von Fallstudien nach Lösungen zur Bewältigung der Hitzeproblematik in Städten.

"Für das Klima einer Großstadt ist ein Netzwerk aus Parks mit mittleren und kleineren Grünflächen am besten", so Scherer im pressetext-Interview. "Wenn sich kleine Parks über eine Metropole verteilen, können sie die warme Luft tropischer Sommernächte nämlich viel besser abkühlen als wenige große." Daher stehe er großen Parkprojekten etwas skeptisch gegenüber. "In den meisten Städten ist Fläche teuer. Erfahrungen haben gezeigt, dass große Parks häufig zu Ungunsten mehrerer kleiner ausfallen", so Scherer. Allerdings müsse auch eine kleinere Grünfläche eine Mindestgröße von einem Hektar aufweisen, damit sie eine "abkühlende" Wirkung auf die umliegenden Häuser habe.

Was Scherer in seiner Berechnung miteinbezogen hat, sind die "tropischen Nächte", die in mitteleuropäischen Großstädten während der Sommermonate immer häufiger auftreten. Dort heizt die Sommersonne an heißen Tagen den Beton kräftig auf. "Am schlimmsten wirkt sich das in den engen Straßenschluchten aus." Während Freiflächen gerade einmal fünf Prozent der von der Sonne eingestrahlten Energie speichern, halten dicht bebaute Städte am Morgen erst einmal die Hälfte der Wärme fest, später sinkt dieser Wert auf 25 bis 30 Prozent. "Für die Großstadtbewohner ist das Problem während der Tageszeit nicht akut, dafür aber nachts, wenn die Wände die am Tag gespeicherte Energie wieder abstrahlen und eine kräftige Abkühlung nach Sonnenuntergang verhindern", so Scherer. In Städten wurden während solcher Sommernächte Temperaturen gemessen, die teilweise um acht Grad höher lagen, als im Umfeld, berichten die Berliner Forscher.

Wenn die Grünflächen der Stadt genug Wasser haben, kühlen sie nachts mitten in der Wärmeinsel kräftig aus. "Maximal 300 Meter können Grünflächen diese Kühle an die benachbarten Häuser abgeben. In den meisten Fällen sind es aber nur etwa 100 Meter", erklärt Scherer. "Von den großen Parks profitieren in solchen tropischen Nächten daher nur die unmittelbaren Anwohner." Die kühle Parkluft allein bringt aber noch keine Abkühlung, wenn sich die Luft nicht bewegen kann. "Blockieren Gebäude den Wind, spürt man von der kühlen Nachtluft in den Grünanlagen wenig." Eine Lösung dafür sieht Scherer in einer lockeren unterschiedlich hohen Bebauung oder auch in vielen Parks mit Gruppen von Bäumen und Büschen und vielen Wiesen. "Dann stößt der Wind immer wieder auf Hindernisse, Luftwirbel bilden sich und ziehen auch kühle Luft aus der Höhe in Richtung Boden. So bleibt die Luft in Bewegung und sammelt auch nicht, wie es bei unbewegten Kaltluftinseln oft der Fall ist, Schadstoffe an", erklärt der Wissenschaftler.

"Wenn der Klimawandel die Temperaturen vor allem in der Wärmeinsel Großstadt in Zukunft steigen lässt, wird klimaoptimierte Stadtplanung sehr wichtig sein", meint Scherer. Dazu bedürfe es einer regelmäßigen Bewässerung, denn verdorrte Grünflächen heizen stärker als Beton auf. Derzeit arbeiten die Forscher an Konzepten für solche klimafreundliche Stadtplanung. Doch auch hinsichtlich der Baumaßnahmen am Bestand sieht Scherer großen Handlungsbedarf. "Wenn man vergleicht, wie sich der Standard der Lufthygiene in den vergangenen 20 Jahren verbessert hat, kann man erahnen, wie sich dies auf die Verbesserung von existierenden Bauten im Bereich der Wärmedämmung auswirken wird", meint der Wissenschaftler abschließend.

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