pte20080115029 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

US-Rezessionsangst lähmt Finanzwelt

Deutsche Bank bestätigt Prognose und gibt Entwarnung für Inland


Rezessionsangst in den USA nicht unbegründet (Foto: pixelio.de)
Rezessionsangst in den USA nicht unbegründet (Foto: pixelio.de)

London/New York/Wien/Kaarst (pte029/15.01.2008/12:55) Im Zuge der US-Hypothekenkrise und weltweiter Abschreibungen von Finanzdienstleistern in Mrd.-Höhe prognostiziert Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann düstere Aussichten für die Finanzmärkte und hält eine Rezession der US-Wirtschaft für wahrscheinlich. Laut dem Finanzfachmann sei die Krise zwar für das eigene Institut "weitgehend abgehakt", dennoch könne man noch längst nicht von einem Abflauen der Turbulenzen sprechen, berichtet die Financial Times Deutschland heute, Dienstag. "Die Hiobsbotschaften aus den USA sind in der Tat keine positiven Indikatoren. Insofern rechne ich damit, dass die Krise noch längst nicht ausgestanden ist und es noch einige Überraschungen geben wird", sagt UniCredit-CA-IB-Analyst Alfred Reisenberger gegenüber pressetext.

Erst gestern wurde bekannt, dass die größte US-Bank Citigroup in einem weitaus größeren Ausmaß als bislang angenommen mit den Folgen der Krise zu kämpfen hat und bis zu 24 Mrd. Dollar abschreiben muss. Als Konsequenz sei auch die Entlassung von über 20.000 Mitarbeitern im Gespräch, berichtet das Wall Street Journal. Ackermann zufolge könnten die aktuellen Marktgegebenheiten besonders in den USA und in den Industriestaaten stärkere Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben. Bei den Verbraucherkrediten sei ein Anstieg von Ausfällen bereits zu verzeichnen und dies werde vor allem auf das Privatkundengeschäft massiv durchschlagen, so der Deutsche-Bank-Chef.

Die eigene Geschäftslage für das Heimatland sieht Ackermann hingegen weitaus gelassener und will an den Gewinnzielen für 2008 unvermindert festhalten. Deutschlands größtes Geldhaus erwartet zusätzlich zu den bisherigen Abschreibungen über rund 2,2 Mrd. Euro keine weiteren Belastungen. Analysten bewerten diese Fakten in Bezug auf die Deutsche Bank positiv, wobei man im Gegensatz zur UBS oder Merrill Lynch (pressetext berichtete: http://pressetext.at/pte.mc?pte=071210032 ) noch glimpflich davon gekommen sei. Sowohl bei der Citibank als auch bei der UBS und Merrill Lynch eilten daraufhin zumeist asiatische Staatsfonds mit kräftigen Finanzspritzen zu Hilfe.

"Die Weiterentwicklung der US-Subprime-Krise ist gegenwärtig noch abzuwarten. Von einer Rezession in Bezug auf die USA zu sprechen, bin ich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch vorsichtig. Das Problem ist, dass die Zahlen aller anderen großen Banken noch nicht vorliegen und erst in den nächsten Wochen auf den Tisch kommen. Ich vermute aber, dass hier und da noch die eine oder andere Bombe tickt", sagt Jörg Urlaub, Alleinvorstand des deutschen Finanzdienstleisters Incam http://www.incam.de , auf Nachfrage von pressetext. Zudem seien Finanzspritzen von Staatsfonds vor dem Hintergrund von eigenen Interessen der Staaten zu bewerten.

Vor dem Hintergrund der heute bekannt gewordenen Finanzzuwendung für Merrill Lynch in Höhe von rund 1,3 Mrd. Dollar durch den japanischen Bankenriesen Mizuho Financial Group sprechen für Ackermann alle Anzeichen dafür, bald von einer USA-Rezession auszugehen. Diese Einschätzung deckt sich mit der des früheren US-Notenbankchefs Alan Greenspan, der ebenfalls schwere Zeiten auf die US-Wirtschaft zukommen sieht. "Die Anzeichen für eine Rezession sind eindeutig. Allerdings kommt eine solche nicht auf die sanfte Art. Rezessionen werden üblicherweise durch eine Unstetigkeit an den Märkten signalisiert und die Daten der vergangenen Woche können in diese Richtung interpretiert werden", zitiert das Wall Street Journal den ehemaligen US-Notenbankchef.

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