pte20080327039 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Manager-Gehälter: "Ausdruck von Abzocker-Gehabe"

Experte kritisiert fehlendes soziales Verantwortungsbewusstsein


Hohe Manager-Gehälter stoßen häufig auf Unverständnis (Foto: pixelio.de, Siegfried Fries)
Hohe Manager-Gehälter stoßen häufig auf Unverständnis (Foto: pixelio.de, Siegfried Fries)

Frankfurt am Main/Münster (pte039/27.03.2008/13:53) Das fehlende soziale Verantwortungsbewusstsein von Top-Managern reiht sich nahtlos in die Diskussion um hohe Manager-Gehälter, Steuerflucht und Korruption ein. So hat eine Umfrage des Marktforschers Pulse ergeben, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nur die Schulnote "ausreichend" erhält und Corporate Governance überwiegend negativ bewertet wird. Aber auch andere Dax-Bosse wie Jürgen Hambrecht (BASF), Daimler-Chef Dieter Zetsche oder Martin Winterkorn (VW) schneiden mit "befriedigend" eher schlecht ab. Trotz der Absicht, künftig rund 8.100 Jobs zu streichen, erreichte BMW-Chef Norbert Reithofer mit der Note 2,97 noch den Bestwert (pressetext berichtete: http://pressetext.de/pte.mc?pte=080228001 ). Angesichts des Skandals um den ehemaligen Post-Chef Klaus Zumwinkel scheint das Manager-Image zusehends von Raffgier, Kumpanei und Selbstbedienungsmentalität geprägt zu sein, monieren Kritiker.

"Wenn man sich Ackermann ansieht, der rund 14 Mio. Euro im Jahr verdient und damit das 300-fache eines durchschnittlichen Tariflohns erhält, dann hängt die negative Wahrnehmung von hochbezahlten Managern auch damit zusammen, dass diese keine Verantwortung mehr übernehmen. Dies ist in erster Linie eine moralische Frage", sagt Matthias Grundmann, geschäftsführender Direktor am Institut für Soziologie der Universität Münster http://egora.uni-muenster.de/ifs , im Gespräch mit pressetext. Laut dem Experten gleiche das derzeitige Verhalten der Manager einem "Abzocker-Gehabe, das häufig sowohl jeglicher sozialer Verantwortung gegenüber den Beschäftigten als auch dem Erhalt der Unternehmen widerspricht".

Hierbei fehle es vor allem an Maßstäben, die gutes Geld für gute Arbeit definieren, meint Grundmann weiter. Diese Einschätzung geht einher mit der Kritik Angela Merkels um den Wert der gesellschaftlichen Vorbildfunktion, die im Zumwinkel-Steuerhinterziehungsskandal fehle. So habe das Fehlverhalten Einzelner durch das Vorbeischleusen von Geldern am Fiskus kombiniert mit extrem hohen Gehältern die Skepsis gegenüber der sozialen Marktwirtschaft weiter geschürt, so die deutsche Bundeskanzlerin. Die Diskussion um zu hohe Vergütungen halten Unternehmer und Personalberater unterdessen für ungerechtfertigt und warnen vor einer populistischen Neidkampagne. "Manager sind ein knappes Gut", meint Stefan Fischhuber von der Personalberatung Heidrick & Struggles. Dabei dürfe man nicht den globalen Wettbewerb aus den Augen verlieren, unterstreicht der Experte weiter.

Dieser Einwand scheint nicht völlig unbegründet zu sein, da die Bundesrepublik im Vergleich mit Frankreich oder Großbritannien zwar gleich auf liegt, Top-Manager in den USA jedoch deutlich mehr bekommen. Grundmann hingegen bezweifelt, dass sich das Shareholder-Value-Denken in Zeiten des Neoliberalismus mit dem Anspruch sozialer Verantwortung verbinden lässt. "Viele Manager agieren mittlerweile mit einer Kaltschnäuzigkeit, die nur mehr hämisch bei vielen Angestellten ankommt", so Grundmann. Aktuelle Studien attestieren Deutschland in punkto Umsetzung der Corporate Governance schlechte Noten. So ginge der 2002 von der Cromme-Kommission und Spitzenvertretern der Wirtschaft verabschiedete Kodex nicht weit genug. Da der Kodex zur Kontrolle börsennotierter Unternehmen bislang nur freiwillig ist, sehen Kritiker eine individuelle Zuweisung von Manager-Gehältern in die Ferne gerückt.

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