pte20080521041 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Biosprit gefährdet auch Biodiversität

Besonders warme Regionen von eingeführten Pflanzen bedroht


Bonn/Nairobi (pte041/21.05.2008/16:33) Die Kritik um Biosprit (siehe pressetext: http://pte.at/pte.mc?pte=080225029 ) scheint sich auch bei der derzeit in Bonn stattfindenden Konferenz zur Biodiversität nicht zu legen. Internationale Expertengremien wie etwa jenes des Global Invasive Species Programme GISP http://www.gisp.org warnen vor den Gefahren der Einschleppung fremder Pflanzen. Einige dieser Arten könnten nämlich in ihrer neuen Heimat mehr Schaden als Nutzen anrichten.

"Mitteleuropa ist davon kaum betroffen, dafür aber subtropische und tropische Regionen", meint Geoffrey Howard, Global Invasive Species Coordinatior der Weltnaturschutzunion IUCN http://cms.iucn.org im pressetext-Interview. Weltweit verursachen solche "Bioinvasoren" hochgerechnet etwa 1,4 Brd. Dollar an Schäden. "In vielen Staaten wird nicht daran gedacht, dass die schnell wachsenden Pflanzen auch die Wildnis verändern und nachträglich negativ beeinflussen können", meint der Experte. Das Maß werde in erster Linie am Ertrag und an der Verringerung der klimaschädlichen Treibhausgase gemessen.

Biologen haben immer wieder davor gewarnt, dass eingeschleppte Pflanzen und Tiere in ihrer neuen Heimat große Schäden an der dortigen Artenvielfalt anrichten. "Der Invasor hat einen entscheidenden Evolutionsvorteil." Doch nicht nur das: In vielen Fällen fehle es an Fressfeinden. "Wenn man dem Problem nicht sehr sorgfältig entgegentritt, dann ist die lokale Artenvielfalt in Bedrängnis. Zunächst durch die Rodung und Einrichtung von Monokulturen und dann durch die Besiedlung mit nicht heimischen Arten. Vorsorge ist jedenfalls besser als Nachsorge", meint Howard. Man müsse die Gefahr der Invasion schon im Vorfeld stoppen. "Das Biosprit-Feld ist ein relativ neues Konzept, daher haben wir eine einzigartige Möglichkeit schon jetzt darauf zu reagieren", so der Experte.

Die Experten haben sich einige der Biosprit-Pflanzen auch schon genauer angesehen: Das Pfahlrohr (Arundo donax), eine auch in Mitteleuropa eingeschleppte Zierpflanze, ist als Bioinvasor in den USA schon bekannt. Das gleiche gilt für Raps in Australien, Ecuador, Fiji, Hawaii und Neukaledonien. Schlimm in seiner rasanten Verbreitung ist auch die Afrikanische Ölpalme in Brasilien, Florida und Mikronesien. "Die Liste kann um weitere Pflanzen ergänzt werden", meint Howard. Das Katastrophale an der derzeitigen Situation sei, dass viele der Länder, die solche Pflanzen anbauen, keine Evaluierung der Einschleppung durchgeführt hätten, vor allem in Hinblick auf einen großflächigen Anbau und die Folgen auf die gesamte Umwelt.

Erst vor kurzem hat eine Studie von Simon Donner von der kanadischen University of British Columbia gezeigt, dass die vermehrte Produktion von Biosprit-Pflanzen - insbesondere von Mais - in den USA die Todeszone im Golf von Mexiko noch weiter ausdehnen würde. Dadurch käme es zu einem vermehrten Eintrag von Stickstoff aus dem Dünger. Todeszonen sind Meeresgebiete, in denen der Nährstoffeintrag dermaßen hoch ist, dass der Sauerstoffgehalt des Wassers extrem niedrig wird. In Folge kommt es zu einem Massensterben von Meerestieren. Bereits jetzt umfasst die Fläche der Todeszone etwa 20.000 Quadratkilometer. (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=070720001 )

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