pte20080708036 Medien/Kommunikation, Unternehmen/Wirtschaft

Licht und Schatten auf deutschem Zeitungsmarkt

Gesamtumsatz 2007 bewegt sich auf Niveau von 1996


Gesamtauflage sank um 490.000 Exemplare (Foto: pixelio.de/Simon Wüllhorst)
Gesamtauflage sank um 490.000 Exemplare (Foto: pixelio.de/Simon Wüllhorst)

Berlin (pte036/08.07.2008/16:25) Der deutsche Zeitungsmarkt hat 2007 ein durchwachsenes Jahr erlebt. Wie der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) http://www.bdzv.de heute, Dienstag, in Berlin mittelte, sank die Gesamtauflage der Zeitungen um 490.000 (1,8 Prozent) auf 25,9 Mio. Exemplare. "Dabei konnte erneut beobachtet werden, dass die Schere zwischen Ost- und Westdeutschland weiter aufgeht", sagt Anja Pasquay, Pressereferentin beim BDZV, auf pressetext-Nachfrage. In den neuen Bundesländern wurden 4,1 Prozent in den alten 1,55 Prozent weniger Zeitungen verkauft. Als Grund nannte Pasquay die immer noch anhaltende Abwanderungsbewegung von Ost nach West sowie das weiterhin geringere Haushaltseinkommen der Bevölkerung in den östlichen Bundesländern. Dadurch, dass die Leute über weniger Geld verfügen, schließen sich immer mehr Lesegemeinschaften zusammen, sodass die Reichweite der Zeitungen im Gegensatz zu deren Auflage deutlich weniger rückläufig ist.

Wirtschaftlich gesehen, sei das vergangene Jahr nicht zufriedenstellend verlaufen, erklärt Jörg Laskowski, Geschäftsführer Verlagswirtschaft des BDZV. Die Werbeumsätze stiegen um ein halbes Prozent, wobei die Wochen- und Sonntagszeitungen mit einem Aufschlag von 1,6 Prozent den Großteil des Zugewinns beisteuerten. Gleichzeitig lagen die Vertreibseinnahmen leicht unter dem Vorjahresniveau. Mit einem Gesamtumsatz von 9,19 Mrd. Euro lag die Zeitungsbranche etwa auf dem Niveau von 1996, setzte aber den seit 2003 erkennbaren leichten Aufwärtstrend fort. Für die ersten fünf Monate des aktuellen Jahres zeichnete der BDZV ein eher zurückhaltendes Bild. Derzeit lägen die Umsätze bei den Werbeeinnahmen leicht unter denen von 2007.

Um auch zukünftig mit anderen Medien mithalten zu können, müssen die Verlage weiter ihre Onlineangebote ausbauen, ist Pasquay sicher. Im zurückliegenden Jahr ist die Zahl der User, die regelmäßig Zeitungswebseiten besuchten von 13,8 Mio. auf 15,5 Mio. im Monat gestiegen. "Das haben auch die Verlage erkannt und sind derzeit dabei, ihre digitalen Dienste, zum Beispiel Nachrichtenticker fürs Handy, auszubauen", meint Pasquay. Zudem sei vermehrt zu beobachten, dass eine Vielzahl der 386 in Deutschland erscheinenden Tages-, Wochen- und Sonntagszeitungen auf audiovisuelle Beiträge setze. Auf 120 Websites finden sich mittlerweile teils eigenständig produzierte teils eingekaufte Videoangebote.

Positiv erachtet der BDZV, dass die Verlage in den zurückliegenden Jahren zunehmend die Bedeutung der jungen Leser erkannt haben. "Hier wurden viele neue Angebote geschaffen, die dazu beigetragen haben, dass wieder mehr Jugendliche zur gedruckten Zeitung greifen", erläutert Pasquay. Zwar sei auch in den vergangenen zwei Jahren die absolute Zahl der 14- bis 29-Jährigen, die regelmäßig zu einer Zeitung greifen, gesunken, prozentual gesehen, waren es jedoch mehr. "Hier verschleiert der demographische Wandel die Statistik", so Pasquay.

Erneut zum Ausdruck gebracht hat der BDZV, dass er die Bemühungen der Deutschen Post AG, eine eigene Gratiszeitung auf den Markt bringen zu wollen, als kritisch einstuft. "Es wäre ein Skandal, wenn ein ehemaliges Staatsunternehmen, bei dem der Staat auch heute noch der größte Aktionär ist, versuchen würde, die etablierten Zeitungen im Leser- und Werbemarkt anzugreifen", erläutert BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff. Die Zeitungsbranche sei zwar bereit sich jedem Wettbewerb zu stellen, doch ein Konkurrenzkampf mit einem Monopolisten auf dem Postmarkt müsse um jeden Preis verhindert werden. Man rief die Bundesregierung auf, hier regulierend einzugreifen. Ebenfalls Kritik äußerte der Branchenverband an den Forderungen des EU-Parlaments, dass zukünftig 20 Prozent der Werbefläche bei Automobilwerbung umweltbezogene Informationen enthalten müssen. Im Extremfall würden dadurch 500 Mio. Euro Anzeigenverlust entstehen. "Denn wer hat schon Interesse daran, dass die Beschreibung der Risiken und Nebenwirkungen im Zentrum stehen", so Wolff.

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