pte20080709025 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Naturstoff Argyrin als Hoffnung gegen Krebs

Forscher finden bemerkenswerte Eigenschaften in Substanz aus Bodenbakterien


Braunschweig/Hannover (pte025/09.07.2008/13:55) Ein deutsches Forscherteam des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung http://www.helmholtz-hzi.de in Braunschweig, der Medizinischen Hochschule http://www.mh-hannover.de und der Leibniz-Universität http://www.uni-hannover.de in Hannover hat einen Wirkmechanismus entdeckt, mit dem ein Naturstoff - das Argyrin - Krebswucherungen zerstört. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen haben die Wissenschaftler im Fachmagazin "CancerCell" veröffentlicht.

Grundlage für den wissenschaftlichen Durchbruch war eine Beobachtung des Mediziners Nisar Malek. Malek untersucht seit einiger Zeit die Rolle eines speziellen Proteins - eines so genannten Cyclin-Kinase-Hemmers - bei der Krebsentstehung. Dabei hat der Forscher festgestellt, dass Mäuse, bei denen er durch genetische Veränderung den Abbau des Kinase-Hemmers unterdrückt hat, ein deutlich verringertes Risiko hatten, an Darmkrebs zu erkranken. Auf der Suche nach einer geeigneten Substanz, die den Abbau des Proteins in den Krebszellen verhindert, stießen die Forscher auf den Naturstoff Argyrin.

"Der Stoff ist eigentlich schon länger bekannt gewesen", erklärt der Chemiker Markus Kalesse, der in der Gruppe mit Ronald Frank an der Studie mitgearbeitet hat, gegenüber pressetext. "Das Besondere an der Verbindung ist die Tatsache, dass sie keine Zytotoxizität aufweist." Die Substanz war den Forschern beim Screening aufgefallen, als sie nach Verbindungen suchten, die als Supressor in Frage kamen. "Argyrin ist eine Substanz, die im Boden lebende Mikroorganismen - so genannte Myxobakterien - produzieren", erklärt Kalesse. "Myxobakterien haben sich in den vergangenen Jahren als wahre Fundgrube für potenzielle Medikamente erwiesen." Erfolgreich wurde etwa im Vorjahr Epothilon als Krebsmedikament in den USA zugelassen.

"Argyrin blockiert die molekulare Maschinerie der Zelle, mit der sie Proteine abbaut, die nicht mehr benötigt werden und damit natürlich auch den Abbau des fraglichen Kinase-Hemmers, dessen Fehlen Krebserkrankungen auslöst", so Malek. Im Tierversuch stellte sich das Argyrin als viel versprechende Substanz heraus: "Wenn wir krebskranke Tiere mit Argyrin behandeln, stellt der Tumor das Wachstum ein, er schrumpft um bis zu 50 Prozent und sein Inneres beginnt sich aufzulösen", berichtet Malek. Dabei habe es zudem auch keine Nebenwirkungen gegeben, ergänzt Kalesse.

"Jetzt gilt es herauszufinden, wie Argyrin auf den Metabolismus anderer Lebewesen wirkt und ob es eventuelle Unverträglichkeiten gibt", meint Kalesse, der allerdings auch bemerkt, dass so etwas, wie bei dieser Substanz, bisher noch nie geschehen sei. "Wir hoffen, dass wir in etwa einem Jahr mit der klinischen Untersuchung beginnen können", so der Chemiker. Zudem untersuche man derzeit, wie man das Argyrin-Molekül in allen möglichen Details verändern könne und ob sich dadurch seine Wirkung noch verbessern lässt. "Die Myxobakterien bieten eine ganze Reihe von Substanzen, die in der Zukunft als neue Arzneimittel in Frage kommen könnten", meint der Forscher abschließend gegenüber pressetext.

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