pte20080725019 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Gendefekt erhöht Risiko an Asthma zu erkranken

Eiweißmangel in der Haut steigert Heuschnupfen- und Nickelallergierisiko


Eiweißmangel in der Haut erhöht Heuschnupfenrisiko (Foto:pixelio.de/ Stihl024)
Eiweißmangel in der Haut erhöht Heuschnupfenrisiko (Foto:pixelio.de/ Stihl024)

München (pte019/25.07.2008/12:50) Allergische Reaktionen haben in den vergangenen Jahren in den meisten Industrieländern zugenommen. Als Auslöser gilt dafür eine Kombination aus genetischen und umweltbedingten Faktoren. Forscher des Helmholtz Zentrums München http://www.helmholtz-muenchen.de und der Technischen Universität München http://portal.mytum.de/welcome ist es nun erstmalig gelungen nachzuweisen, dass ein erblich bedingter Eiweißmangel der Haut auch das Risiko für Heuschnupfen, Asthma in Verbindung mit Neurodermitis, und Nickelallergien erhöht. "Bereits bekannt war, dass eine Genmutation beim Protein Filaggrin das Risiko an Neurodermitis zu erkranken, erheblich steigert", erklärt Stephan Weidinger, Dermatologe/Allergologe von der Technischen Universität München, gegenüber pressetext. In einer bevölkerungsrepresentativen Studie an 3.000 Schulkindern konnten die Münchener Wissenschaftler nun als Erste zeigen, dass sich dieser Defekt bei acht Prozent der deutschen Bevölkerung finden lässt. "Wer diese Mutation hat, bei dem steigt das Neurodermitisrisiko um mindestens das Dreifache", erklärt Weidinger.

Bereits vor einem Jahr hatte ein irisch-österreichisches Forscherteam den zum Filaggrin-Mangel führenden Gendefekt lokalisiert. Dieser ist dafür verantwortlich, dass das Protein nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert wird. "Wenn dies geschieht, ist die natürliche Verhornung der Haut gestört und die natürliche Barrierefunktion der Haut ist eingeschränkt", erläutert Weidinger. Dadurch können Umweltstoffe wie zum Beispiel Pollen leichter in die tiefen Hautschichten eindringen und dort Entzündungen auslösen. In der aktuellen Studie konnte gezeigt werden, dass ein Filaggrin-Mangel tatsächlich das Risiko für Allergien erhöht. Vor allem das Risko für Heuschnupfen und bei Patienten, die bereits Neurodermitis haben, für Asthma ist erhöht. "Ganz können wir uns die Ergebnisse zu Asthma nicht erklären, weil Filaggrin in den Atemwegen gar nicht vorkommt", sagt Weidinger. Vermutet wird jedoch ein indirekter Mechanismus, durch den Umweltstoffe tiefer in die "löchrige" Haut eindringen und dort Entzündungsvorgänge auslösen können, die sich auch auf die Lunge auswirken und zur Entstehung von Asthma beitragen.

Ein überraschendes Ergebnis einer weiteren Studie des Wissenschaftlerteams war, dass Patienten mit Filaggrin-Mangel neben Hauttrockenheit und Neurodermitis auch öfter Kontaktallergien haben, zum Beispiel gegen Nickel. "Das war bisher komplett unbekannt", so Weidinger. "Wer diesen Mangel hat, hat ein vierfach so hohes Risiko an einer Nickelallergie zu erkranken."

"Durch die Zusammenarbeit mit den irischen Kollegen hoffen wir in wenigen Jahren ein wirksames Mittel gegen Filaggrin-Mangel entwickelt zu haben", sagte Weidinger. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass es nicht mit einer Creme getan sein wird, die der Haut zusätzlich Filaggrin zur Verfügung stellt. "Da es sich um einen Gen-Defekt handelt, müssen wir auch bei den Zellen ansetzen. Doch sind die ersten Testergebnisse der irischen Kollegen sehr vielversprechend", erläutert Weidinger. Skeptisch äußerte er sich jedoch, ob Neurodermitis damit in absehbarer Zeit komplett heilbar sei. "Filaggrin-Mangel ist nur einer von mehreren Einflussfaktoren, wenn es um Neurodermitis geht", so Weidinger.

(Ende)
Aussender: pressetext.deutschland
Ansprechpartner: Erik Staschöfsky
Tel.: +43-1-81140-316
E-Mail: staschoefsky@pressetext.com
|