pte20080922015 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

Bluetooth-System bietet Orientierung für Blinde und Sehende

"Talking Points" unterstützt im Alltag und verspricht Informationen


Blinden-Orientierungshilfe könnte auch Infos auf Handys bieten (Foto: pixelio.de, Thommy Weiss)
Blinden-Orientierungshilfe könnte auch Infos auf Handys bieten (Foto: pixelio.de, Thommy Weiss)

Ann Arbor (pte015/22.09.2008/11:30) Forscher an der University of Michigan (UMich) http://www.umich.edu haben mit "Talking Points" ein Bluetooth-System entwickelt, das Fußgängern Daten über wichtige Punkte entlang ihres Weges bietet. Gedacht ist die virtuelle Informationsschicht parallel zur realen Welt primär dazu, Blinden das Leben leichter zu machen. Doch die Wissenschaftler setzten darauf, auch Sehenden einen Mehrwert zu bieten. Informationen über Angebote in Geschäften oder Nutzer-Kommentare zu interessanten Orten könnten von den Signalstationen angeboten werden. "Das wäre eine effiziente Methode, um die ganze Welt zu taggen", ist Jason Steward, einer der projektbeteiligten Wissenschaftler, überzeugt.

"Blinde können von Punkt A nach Punkt B kommen. Sie lernen Schritte zu zählen, wenn nötig", meint James Knox, Adaptive Technology Coordinator, UMich Information Technology Central Services. Woran genau sie unterwegs vorbeikommen, bliebe aber verborgen. "Die Idee hinter Talking Points ist, das Reiseerlebnis zu verbessern", so der Wissenschaftler. Bluetooth-Sender stellen dabei Informationen bereit, die mit einem sprachgesteuerten Empfänger verwertet werden. Menschen mit Sehbehinderung könnten dadurch leichter öffentliche Toiletten, Polizeistationen oder öffentliche Verkehrsmittel finden. Aber auch kommerzielle Angebote könnten auf sich aufmerksam machen, wie beispielsweise Restaurants, die Speisekarten in Braille anbieten.

Doch auch für Sehende soll das System durch Information zum Beispiel in Geschäften einen Mehrwert bieten. "Dieses Projekt ermöglicht eine Art erweiterter Realität", meint Jakob Hilden, ein Mitglied des Forscherteams. Ein geeigneter Sender koste weniger als 20 Dollar und der Besitzer könne über eine Webseite programmieren, welche Informationen genau bereitgestellt werden, so die Idee. Unternehmen hätten die Möglichkeit, eigene Sender zu platzieren. Der Handel könnte damit beispielsweise auf Sonderangebote und Abverkäufe aufmerksam machen. Nutzer wiederum sollen die Chance bekommen, eigene Kommentare zu interessanten Orten zu hinterlassen oder jene anderer Community-Mitglieder abzurufen. Durch die Vorteile sowohl für Sehbehinderte als auch Gesunde könnte das System helfen, beide Gemeinschaften näher zusammen zu bringen, hoffen die Forscher.

Wie die Forscher der UMich selbst betonen, ist der Ansatz eines Hightech-Systems als Hilfe für Blinde nicht neu. Sie selbst hatten zuvor an einem RFID-System gearbeitet und beispielsweise die deutsche Dräger & Lienert Informationsmanagement bietet mit dem "Tag It Guide" ein RFID-System an (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080312024). Allerdings bietet Bluetooth gegenüber RFID den Vorteil, unter anderem in Handys bereits jetzt bei Consumer-Geräten verbreitet zu sein. Ferner sei "Talking Points" das erste System, das Bluetooth mit reiner Sprachsteuerung kombiniert, sowohl für Blinde als auch Sehende gedacht ist und auch Community-generierten Content anbieten kann, betont die UMich. Beteiligte Forscher werden Details zur Entwicklung kommende Woche auf zwei Konferenzen vorstellen, darunter die "Accessible Design in the Digital World" http://www.addw08.org in York.

(Ende)
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