pte20080923029 Unternehmen/Wirtschaft, Umwelt/Energie

Deutsche Energieriesen wollen nur ein Stromnetz

BNE begrüßt Vorstoß wegen Einsparungen in dreistelligem Mio.-Bereich


Synergien für gemeinsame Nutzung des Stromnetzes erwartet (Foto: pixelio.de, Kladu)
Synergien für gemeinsame Nutzung des Stromnetzes erwartet (Foto: pixelio.de, Kladu)

Berlin (pte029/23.09.2008/13:30) Die vier deutschen Energiegiganten RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW wollen offenbar ihre Netze gemeinsam betreiben und von den Synergieeffekten profitieren. Wie das Handelsblatt heute, Dienstag, berichtet, könnten somit die jährlichen Kosten für den Betrieb um dreistellige Mio.-Beträge gesenkt werden. Sowohl große Stromverbraucher als auch Endkunden könnten sich in naher Zukunft womöglich auf sinkende Netzentgelte freuen. Können sich die Rivalen tatsächlich zu einer gemeinsamen Nutzung ihrer Stromübertragungsnetze durchringen, wäre dies ein historischer Wandel. Bislang verfügt jeder der vier Betreiber noch über eigene, strikt voneinander getrennte Netzgebiete, die sogenannten Regelzonen. Dieser parallele Betrieb von vier Regelzonen wird bereits seit längerem kritisiert. Nun lenkt der zweitgrößte Energieriese RWE ein. Demnach trage die Schaffung einer deutschen Regelzone den Veränderungen im Netzbetrieb Rechnung, so Hans-Jürgen Brick, Geschäftsführer der RWE Transportnetz Strom GmbH.

"Da wir eine Zusammenlegung der Regelzonen bereits seit Jahren fordern, begrüßen wir den Vorstoß der deutschen Energieversorger. Diese scheinen endlich verstanden zu haben, dass auf diese Weise immense Kosten eingespart werden können", sagt Kerstin Rippel, Sprecherin des Bundesverbands Neuer Energieanbieter (BNE) http://www.neue-energieanbieter.de , im Gespräch mit pressetext. Laut der Energieexpertin könnten somit langfristig die Verbraucher von den dadurch erzielten Einsparungen profitieren. "Eine gemeinsame Nutzung würde daher nicht nur den Wettbewerb stärken", meint Rippel weiter. Brick hingegen argumentiert damit, dass sich die Strukturen am deutschen Strommarkt inzwischen grundlegend geändert hätten. Demnach sei es in der Vergangenheit sinnvoll gewesen, jede Regelzone als sogenannte "autonome Sicherheitszelle" zu betreiben.

Mit dem wachsenden Stromhandel sowie der immens steigenden Windenergieeinspeisung müsse man Brick zufolge aber zu einer technischen Gesamtbetrachtung kommen. Diese Einschätzung erscheint nachvollziehbar, da sich die Kosten für den Parallelbetrieb der vielen Regelzonen laut Rippel allein 2007 auf 341 Mio. Euro bzw. 2006 auf 314 Mio. Euro summiert haben. Problematisch an der bisherigen Praxis sei, dass, wenn Strom quer durch Deutschland fließt, jeder Netzbetreiber, dessen Zone genutzt wird, die so genannte Regelenergie einsetzen muss. Diese sei nötig, damit die Spannungsbalance im Netz aufrecht bleibt und der sichere Betrieb nicht gefährdet wird, so die Expertin gegenüber pressetext. Da bei einem einheitlichen Übertragungsnetz der Spannungsausgleich nur einmal erforderlich wäre, könnten somit Kosten eingespart werden, die gegenwärtig noch vom Kunden zu tragen sind.

Laut RWE könne die einheitliche Regelzone auch ohne die Gründung einer deutschen Netz AG verwirklicht werden. Brick zufolge sei das Thema dieser Regelzone eher auf der Ebene eines effizienten Netzbetriebes angesiedelt, während es bei der Netz AG um grundsätzliche eigentumsrechtliche Fragen gehe. Den Vorteil einer einheitlichen Regelzone sieht der RWE-Manager fernab der Netz AG vor allem darin, dass diese nicht so massiv in die jetzigen Strukturen eingreife und darüber hinaus auch ohne rechtlich relevante Eingriffe in die unternehmerischen Freiheiten der Netzeigentümer umsetzbar sei. Auch Vattenfall steht der Regelzone offen gegenüber. So überlege man zusammen mit der Bundesnetzagentur, "wie eine optimierte Regelzonenkooperation aussehen könnte", so eine Sprecherin.

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