pte20081119032 Medizin/Wellness, Kultur/Lifestyle

Raucher-Selbsthilfe wichtigster Schritt gegen COPD

Unheilbare Lungenkrankheit bald dritthäufigste Todesursache


Die Raucherlunge ist die am häufigsten unterschätzte Volkskrankheit (Bild: pixelio.de/Schönemann)
Die Raucherlunge ist die am häufigsten unterschätzte Volkskrankheit (Bild: pixelio.de/Schönemann)

Hattingen (pte032/19.11.2008/13:55) Die unheilbare Lungenkrankheit COPD, die in der Regel auf starkes Rauchen zurückgeht, wird bis 2020 hinter Schlaganfall und Herzerkrankungen auf den dritten Platz der weltweit häufigsten Todesursachen vorrücken, schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Hintergründe dieses alarmierenden Umstands werden heute, Mittwoch, anlässlich des weltweiten COPD-Tags http://www.goldcopd.com vor allem von Gesundheits- und Selbsthilfeorganisationen thematisiert. Sie betonen die Notwendigkeit verstärkter Aufklärung und Schulung betroffener Patienten, um eine Verbesserung der Situation zu erwirken. Das bisher noch fehlende Wissen über die Krankheit ist eine Folge mangelnden Bewusstseins der Hausärzte sowie der Bemühungen der Tabaklobby, sagt Jens Lingemann, Leiter der Koordinationsstelle der Selbsthilfegruppen Lungenemphysem-COPD http://www.lungenemphysem-copd.de , im pressetext-Interview.

Die chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) stellt neben der Lungenüberblähung (Lungenemphysem) die Krankheit dar, die der Volksmund als "Raucherlunge" bezeichnet. Verengung der Atemwege und Verlust des Lungengewebes führen bei den Betroffenen zu immer stärker werdender Atemnot, Husten und Auswurf. In Deutschland leiden derzeit etwa fünf Mio., in Österreich eine Mio. und in der Schweiz 350.000 Menschen an COPD - und weiterhin steigt die Zahl der Erkrankungen. Neun von zehn der Betroffenen sind Raucher. "Die Generation, die noch nicht mit dem Bewusstsein groß wurde, dass Rauchen der Gesundheit schadet, ist nun mit den Konsequenzen des Nikotinmissbrauchs konfrontiert", erläutert Lingemann. COPD sei eine der am meisten unterschätzten Volkskrankheiten, denn weder Patienten noch Risikopersonen wüssten bisher über Ursachen, Verlauf, Diagnosestellung und Behandlung der Krankheit ausreichend Bescheid.

Dass die Bevölkerung so schlecht über die Krankheit informiert ist, hat für Lingemann zwei Ursachen: "Erstens wird die Erkrankung auf der untersten medizinischen Ebene, bei den Hausärzten, meist nicht diagnostiziert. Sie bezeichnen Frühsymptome wie Auswurf und Husten als lapidar und übergeben die Patienten meist erst dann an den Pneumologen, wenn es bereits viel zu spät ist." Am Lungenfacharzt führe jedoch bei COPD kein Weg vorbei, so Lingemann. Ein zweiter Grund sei die starke Lobby der Tabakindustrie, die dem Gewicht der Autolobby durchaus gleichkäme. "Die Politik könnte viel mehr tun, wenn sie nur wollte. Doch Benzin, Tabak und Alkohol sind nun einmal wichtige Einnahmequellen des Staates", klagt Lingemann. Der aktuelle "Eiertanz" um das Rauchverbot sei bezeichnend für die Situation, wie auch die großen Summen, die die Tabakindustrie für Lehrfilme zur Raucherprävention zur Verfügung gestellt habe. "Dadurch wird erst deutlich, welche Milliardenerträge der Zigarettenhandel täglich liefert", betont Lingemann.

Da die Krankheit COPD irreversibel ist, kann nach erfolgter Diagnose lediglich weiteres Fortschreiten verhindert oder zumindest verlangsamt werden. Selbsthilfe ist in der Therapie zentrales Thema, so laufen Übungen der Atemphysiotherapie darauf hinaus, erschwerte Atmung in Ruhe und Belastung zu erleichtern und Hustentechniken zu verbessern. Das soll auch dazu führen, die Belastbarkeit und Lebensqualität der Betroffenen zu steigern. Für Lungenemphysem-Patienten, die sich in der Regel zugleich im Endstadium der COPD befinden, gibt es hingegen nur sehr eingeschränkte medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten wie eine Langzeit-Sauerstofftherapie. "Das wirksamste Prinzip zur Behandlung beider Formen ist jedoch der Verzicht auf das Rauchen", betont Lingemann. Für diesen Schritt sei in der Regel beträchtliche Motivation notwendig, vor allem jedoch ein eigener, entschlossener Wille, der dann durch verschiedene Entwöhnungsmethoden unterstützt werden kann. Selbsthilfegruppen unterstützen Betroffene auf verschiedene Weisen in dieser Entscheidung, unter anderem durch regionale Treffen, Mailinglisten und Bereitstellung von Informationen.

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