pte20090114020 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Medien frustriert über israelische Gaza-Blockade

ROG: "Vorgehen Israels ist Schande für eine Demokratie"


Die israelische Regierung hält an der Medienblockade in Gaza fest (Foto: pixelio.de, I.Friedrich)
Die israelische Regierung hält an der Medienblockade in Gaza fest (Foto: pixelio.de, I.Friedrich)

Jerusalem (pte020/14.01.2009/12:35) Das weiter andauernde Verbot der israelischen Regierung, ausländische Nachrichtenkorrespondenten in den Gazastreifen vorzulassen, löst in den Reihen der internationalen Medienorganisationen zunehmend heftige Proteste aus. Seit dem Start der militärischen Kampagne gegen die Hamas vor mittlerweile mehr als zwei Wochen gestattet die Israel Defence Force lediglich humanitären Hilfsorganisationen die Überquerung der Erez-Kreuzung, die die Grenze zum palästinensischen Autonomiegebiet markiert. "Das Ausmaß der Einmischung und Behinderung durch die israelische Mediensperre ist beispiellos und sehr frustrierend", stellt Dominic Wagthorn, Korrespondent für den Nahen Osten beim britischen Nachrichtensender Sky News http://news.sky.com , gegenüber dem Guardian fest. "Wir halten alle an zu verstehen, dass Gaza gegenwärtig ein Kriegsgebiet ist. Deshalb erlauben wir auch keinen freien Zugang zu dieser Region", rechtfertigt ein Sprecher der israelischen Botschaft in London das Vorgehen.

"Eine Einschränkung der Medien- und Informationsfreiheit, wie sie derzeit in Israel passiert, hat immer den Beigeschmack eines nicht-demokratischen Verhaltens. Für eine etablierte Demokratie wie Israel ist die aktuelle Medienblockade des Gazastreifens wirklich eine Schande", erklärt Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen (ROG) Österreich http://www.rog.at , auf Anfrage von pressetext. Um ein Ende der Sperrung des Gebiets herbeizuführen, hat ROG kürzlich einen Aufruf an die israelische Regierung gestartet, der mittlerweile bereits von über 100 internationalen Medienvertretern unterzeichnet worden ist. "Wir appellieren für eine freie Berichterstattung, die gegenwärtige Zensursituation ist einfach nur skandalös Wie stark das Interesse an einem Aufbruch der Medienblockade in Gaza ist, zeigt die große Zahl der Unterzeichner, die uns mit ihrer Unterschrift in unserer Sichtweise unterstützen", erläutert Möhring.

"Die israelische Regierung zensuriert den Krieg", kritisiert auch David Mannion, Chefredakteur beim kommerziellen britischen TV-Sendenetzwerk ITV http://www.itv.com . Die Nachrichtenagenturen Reuters und Associated Press würden zwar auch weiterhin Bildmaterial aus dem gesperrten Gazastreifen liefern können. Da er mit seiner gesamten Nachrichten-Crew an der Grenze festhänge, sei es aber nahezu unmöglich, den tatsächlichen Wahrheitsgehalt der zu Tage geförderten Informationen zu überprüfen. "Wenn Israel behauptet, dass die Hamas ihre Raketen aus einem Schulgebäude abfeuert, dann lasst uns hinein, um das zu verifizieren. Offen gesagt ist es ziemlich erbärmlich für eine Demokratie, wenn sie uns davon abhält, diese Region für eine Berichterstattung zu betreten", fasst Mannion die Kritik der internationalen Medienvertreter vor Ort zusammen.

Die Hartnäckigkeit der Medienblockade des Gazastreifens durch die israelische Armee hat einige internationale Medienteams auf kreative Ideen gebracht, wie sie doch noch an Nachrichtenmaterial aus dem gesperrten Gebiet kommen können. So beschäftigt der britische Sender Channel 4 http://www.channel4.com einem Bericht des Guardian zufolge beispielsweise inzwischen ein eigenes palästinensisches Team von Kameraleuten und Produzenten, die direkt vor Ort angeheuert worden sind, um aus der hermetisch abgeriegelten Gaza-Region zu berichten. "Das ist sicherlich eine sehr kreative Lösung des Problems. Medienvertreter, die sich für diesen Weg entscheiden, sollten aber unbedingt sicherstellen, dass ihre Nachrichtenquellen verlässlich sind. Es wäre nämlich genauso schlimm wie die Medienzensur Israels, wenn nun Propagandabeiträge der Hamas als Wahrheit verkauft werden würden", so Möhring abschließend.

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