pte20090129027 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Experten sehen Eisendüngungsprojekt als Grundlagenforschung

Relevanz für Geo-Engineering nur sehr gering


Vom Forschungsschiff Polarstern wird Eisenoxid ins Meer geschüttet (Foto: AWI)
Vom Forschungsschiff Polarstern wird Eisenoxid ins Meer geschüttet (Foto: AWI)

Kiel (pte027/29.01.2009/13:17) Das Eisendüngungs-Experiment Lohafex, das in Deutschland für großes mediales Interesse sorgt (pressetext berichtete http://www.pte.at/pte.mc?pte=090127032 ), ist nach Meinung des Meereschemikers Doug Wallace vom Leibniz Institut für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR http://www.ifm-geomar.de in keiner Weise umweltgefährdend. "Das Experiment selbst stellt nach unserer Meinung keine Gefahr für die Meeresumwelt dar", so Wallace gegenüber pressetext. Die Konzentration an Eisen und die Menge würden in einem natürlichen Rahmen liegen und daher die Meeresumwelt nicht schädigen. Das IFM- GEOMAR war eines von zwei wissenschaftlichen Instituten, das ein Gutachten über das Projekt erstellt hat.

"Bei dem Vorhaben handelt es sich um ein Grundlagenforschungsprojekt", so Wallace. Es handelt sich bei dieser Arbeit nicht um Geo-Engineering. "Zum besseren Verständnis der gesamten Problematik liefert ein Grundlagenforschungsprojekt wie etwa Lohafex nützliche Information", ist der Meereschemiker überzeugt. Wallace hält es jedoch für ausgeschlossen, ein kleines Projekt wie dieses auf großräumiges Geo-Engineering umzulegen. "Man kann Ergebnisse von Lohafex nicht einfach hochskalieren und dann daraus etwas ableiten." Für den Wissenschaftler stellt sich angesichts der öffentlich geführten Diskussion um Lohafex aber vor allem eine politische Frage aber auch die Aufforderung zum besseren Dialog mit NGOs. Dass Grundlagenforschung für andere Zwecke Anwendung finden kann, ist für Wallace klar. Es sei aber gefährlich, Grundlagenforschung verbieten zu wollen. "Wissenschaftler sind aber aufgefordert, auch die Folgen und den politischen Hintergrund ihrer Forschung zu bedenken", fordert der Experte im pressetext-Interview.

Auf den Vorwurf von Umweltverbänden, das Meeresdüngungsprojekt verstoße gegen Beschlüsse der Vertragsstaatenkonferenz zur Biodiversitätskonvention (CBD), kontert die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Karin Lochte http://www.awi.de ebenfalls mit dem Argument, dass das Experiment auf einer Fläche von 300 Quadratkilometer angesichts der Dimension des Ozeans - mit mehr als 50 Mio. Quadratkilometer - kleinräumig ist. Die Eisenmenge, die bei Lohafex ausgebracht werden soll, erhöhe die natürliche Eisenkonzentration im gedüngten Gebiet für eine kurze Zeit um maximal 2,4 Nanomol pro Liter. Das entspräche in etwa der Menge eines schmelzenden Eisbergs. Als großskalige Experimente werden von der UNESCO-Ozeankommission jene in offenen Meeresflächen von mindestens 200 mal 200 Kilometer genannt.

Auch das Alfred-Wegener-Institut stellt sich offen gegen die Absicht und das Interesse, mit Lohafex den Weg für einen kommerziellen Einsatz der Eisendüngung zu ebnen. "Wir wollen wissenschaftliche Fragen lösen, um besser einschätzen zu können, welche Rolle Eisen in Ozeansystemen spielt", so Lochte. "Wir werden mit der Lohafex-Expedition wesentlich zu den wissenschaftlichen Grundlagen beitragen, die für eine solide Auseinandersetzung über die prinzipielle Eignung der Eisendüngung zur CO2-Reduktion und ihre ökologischen Folgewirkungen unabdingbar sind." Eine Entscheidung für oder gegen Eisendüngung als Maßnahme zur CO2-Reduktion sollte und müsse im politischen Raum getroffen werden. "Das Alfred-Wegener-Institut lehnt großskalige Eisendüngung mit dem Ziel der CO2-Reduzierung zur Klimaregulierung nach dem jetzigen Stand des Wissens ab."

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