pte20090210004 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Asteroid bedroht Erde in 160 Jahren

Zusammenstoß soll mit Wasserstoffbomben verhindert werden


Urenkel in Gefahr: Der Asteroid RQ36 kommt der Erde bedrohlich nah (Bild: pixelio.de/Schenk)
Urenkel in Gefahr: Der Asteroid RQ36 kommt der Erde bedrohlich nah (Bild: pixelio.de/Schenk)

Pisa/Wien (pte004/10.02.2009/06:20) Gefährlicher als ursprünglich angenommen ist der vor zehn Jahren entdeckte Asteroid "1999 RQ36". Astronomen der Universität Pisa http://www.unipi.it haben berechnet, dass der Himmelskörper die Erde in den Jahren zwischen 2169 und 2199 treffen wird - wenn auch nur mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu 1.400. Zwar schenkt die Fachwelt Ereignissen kaum Beachtung, wenn sie später als in 100 Jahren eintreten. Doch die einzige Gelegenheit, um den Asteroiden noch vom Zusammenprall mit der Erde abzuhalten, würde sich schon viel früher ergeben, warnen die italienischen Wissenschaftler.

Der RQ36 ist mit 560 Metern Durchmesser etwa doppelt so groß wie der bereits besser erforschte Asteroid "Apophis", der laut Berechnungen im Jahr 2036 der Erde gefährlich nahe kommt. Der Einschlag von jedem der beiden Asteroiden würde aufgrund der freigesetzten Energie für die Erde verheerende Folgen haben, erklärt Maria Firneis, Astronomin an der Universität Wien http://astro.univie.ac.at , im pressetext-Interview. "Der Krater, den RQ36 auf dem Land verursachen würde, wäre rund 20 Kilometer groß. Schlägt er ins Wasser ein, würde das einen weltweiten Tsunami bedeuten." Ausschlaggebend für die Wirkung seien besonders der Eintrittswinkel in die Atmosphäre, die Geschwindigkeit und das Material des Asteroiden.

Die italienischen Forscher sprechen von einem "window of opportunity" - einer letzten Gelegenheit, um den RQ36 noch zum Umlenken zu bewegen. Denn bereits im Zeitraum zwischen 2060 und 2080 wird sich der Asteroid der Erde nähern und damit die einzige Chance einer Abänderung der Flugbahn gewähren. In Erdnähe würde eine Ablenkung von einem Kilometer genügen, um das spätere Zusammentreffen ausschließen zu können. Später kommt der Himmelskörper bis zu seinem befürchteten Einschlag nie wieder so nahe und müsste mindestens zehnmal weiter abgelenkt werden. Das wäre weitaus schwieriger und teurer, geben die Forscher zu bedenken.

Was die Astronomen als Methoden zur Ablenkung diskutieren, scheint wie aus einem Science-Fiction-Roman entnommen. "Man überlegt, Wasserstoffbomben auf dem Asteroiden zu zünden, um ihn damit aus der Bahn zu bringen", berichtet Firneis. Zugleich müsse man aber die Gefahr ins Auge fassen, dadurch eine Sprengung zu verursachen. "Somit wäre man plötzlich mit vielen kleinen Objekten konfrontiert, die man noch viel weniger kontrollieren kann." Entsprechende Tests mit Sonden seien bereits in Durchführung.

Bisher weiß man sehr wenig Gesichertes über Asteroiden. Etwa 40.000 größere Vertreter sind laut Firneis bisher bekannt, während kleinere täglich in die Erdatmosphäre eintreten und als Sternschnuppen in einer Höhe von rund 80 Kilometern verlöschen. Weitere Beobachtungen und zahlreiche Berechnungen seien nötig, um die Bahn von größeren Objekten zu bestimmen. "Bei RQ36 handelt es sich um ein relativ kleines Objekt, dessen weitere Bahn von einer Vielzahl von Störungskräften beeinflusst wird. Vermutlich wird man wie in den meisten Fällen eines Tages eine Kollision ausschließen können." Dass in den nächsten Jahren laufend neue Asteroiden entdeckt werden, die die Erdbahn kreuzen, hält die Wiener Astronomin für sicher.

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