pte20090210019 Unternehmen/Wirtschaft, Handel/Dienstleistungen

Island verweigert deutschen Sparern Entschädigungen

30.000 Kaupthing-Bank-Kunden wollen rund 330 Mio. Euro zurück


Deutsche Sparer warten weiter auf ihr Geld (Foto: kaupthing.com)
Deutsche Sparer warten weiter auf ihr Geld (Foto: kaupthing.com)

Reykjavik/Frankfurt am Main (pte019/10.02.2009/11:00) Die isländische Regierung lässt deutsche Sparer der zusammengebrochenen Kaupthing Bank in Hinblick auf eine Entschädigung im Regen stehen. Wie Präsident Olafur Ragnar Grimsson gegenüber der Financial Times Deutschland sagte, "müssen die Deutschen begreifen, dass die Menschen in Island alles verloren haben". Angesichts der dramatischen finanziellen Situation des Landes sei es den Steuerzahlern derzeit nicht zu vermitteln, dass diese nun auch noch für die Verluste deutscher Sparer aufkommen müssten. Diese Äußerungen stehen damit direkt im Widerspruch zu den Ankündigungen der Bank http://www.kaupthing.com . So hatten die Bankvertreter erst vergangenen Donnerstag zugesagt, alle deutschen Sparer zu entschädigen.

"Trotz dieser Äußerungen des isländischen Staatspräsidenten sollte man derzeit den Ball flach halten. Schließlich verfügt die Kaupthing Bank über einen Großteil der von deutschen Sparern dort angelegten 330 Mio. Euro. Sollte das Geld nicht bald fließen, werden wir den rechtlichen Druck im Sinne der von uns 1.000 vertretenen Bankkunden erhöhen", erklärt Klaus Nieding, Präsident des Deutschen-Anlegerschutzbunds http://www.deutscher-anleger-schutzbund.com , auf Nachfrage von pressetext. Dem Juristen zufolge sei die Prognose für eine baldige Lösung "positiv". Kaupthing ist nach drastischen Verlusten zusammen mit zwei weiteren isländischen Instituten im Oktober 2008 zusammengebrochen und daraufhin verstaatlicht worden. Von den hohen Zinsversprechungen angelockt, investierten rund 30.000 deutsche Sparer ihr Geld.

Obwohl der staatliche Zwangsverwalter Olafur Gardarsson bei der Gläubigerversammlung in Reykjavik vergangene Woche zugesagt hatte, alle deutschen Sparer zu entschädigen, blieben Details zum genauen Ablauf und dem Zeitpunkt der Auszahlung bislang offen. Unter den 250 anwesenden Gläubigern war auch Anleger Karlheinz Bellmann, der schon im November nach Island reiste und dort medienwirksam seine 110.000 Euro zurückforderte. Ankündigungen der Bank lösen inzwischen Resignation und Wut unter den betroffenen Anlegern aus. "Das haben die schon letztes Jahr versprochen", lässt sich Bellmann von der Zeitung zitieren. Dem Institut nach verfügt man gegenwärtig über 80 Prozent der rund 330 Mio. Euro. Der von der Bundesregierung angebotene Kredit über 308 Mio. Euro wurde unterdessen noch nicht abgerufen.

"Ich rechne damit, dass sich die Bundesregierung im Sinne ihrer Bürger einsetzen und weitere Schritte ergreifen wird", zeigt sich Nieding im pressetext-Gespräch überzeugt. Derzeit sollte man als Betroffener "die Füße still halten", so der Anlegerschützer. Die Verzögerungen der Auszahlung begründet das Management der Kaupthing Bank mit Problemen auf deutscher Seite. So blockiert die von der Kaupthing-Pleite betroffene DZ Bank eine Auszahlung des Geldes. Diese soll noch Forderungen in zweistelliger Mio.-Höhe an Kaupthing haben. Für die Krise Islands macht Grimsson neben dem europäischen Finanzsystem auch den britischen Premierminister Gordon Brown verantwortlich. Dieser ließ mithilfe eines Antiterrorgesetzes die Vermögen der inzwischen ebenfalls verstaatlichten Landsbanki einfrieren. Grund war die Weigerung der Landsbanki, für britische Einlagen zu garantieren.

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