pte20090716003 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Ölgigant investiert in Biokraftstoffgewinnung

Exxon nimmt Körperfett von Algen ins Visier


Exxon: Algen sind Treibstofflieferanten der Zukunft  (Foto: pixelio.de/PeeF)
Exxon: Algen sind Treibstofflieferanten der Zukunft (Foto: pixelio.de/PeeF)

Irving, Texas (pte003/16.07.2009/06:10) Der international operierende Ölkonzern Exxon hat am Dienstag massive Investitionen in die Gewinnung von Biokraftstoff aus Algen angekündigt. In Zusammenarbeit mit dem Biotech-Unternehmen Synthetic Genomics http://www.syntheticgenomics.com (SGI) soll aus den Fettreserven von Algen Treibstoff hergestellt werden. Dafür beabsichtigt der Konzern, mehr als 600 Mio. Dollar in ein Projekt zu investieren, im Zuge dessen neue Verfahren zur Züchtung möglichst großer Mengen an Algen entwickelt werden sollen. Exxon wird zudem Personal bereitstellen, das von der Gewinnung der im Wasser vorkommenden Lebewesen bis zur Raffinierung des Kraftstoffes zum Einsatz kommen soll.

"Eines der technischen Hauptprobleme ist die geringe Dichte, in der Algen im jeweiligen Flüssigmedium vorkommen. Je nachdem, ob Algen in offenen Aquakulturen oder in geschlossenen Photobioreaktoren gezüchtet werden, kommen pro Liter nicht mehr als 0,5 bis drei Gramm vor", sagt Michael Kröger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Biokraftstoffe am Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) http://www.dbfz.de , im Gespräch mit pressetext. Auch sei deren Aufkonzentrierung und Extraktion in Anbetracht des dafür nötigen Energieaufwands nur zur Gewinnung von Biokraftstoffen aus heutiger Sicht nicht ökonomisch.

"Die Züchtung großer Mengen von Algen ist das zentrale Problem, das es zu überwinden gilt", meint auch J. Craig Venter, CEO von SGI, gegenüber Cnet. An eine kommerzielle Nutzung sei frühestens in zehn bis 20 Jahren zu denken, so der Tenor unter Experten. Weitere technische Probleme ergeben sich bei der Extraktion der Fette. So sind etwa nicht nur die für die Biodieselproduktion brauchbaren Triglyceride, sondern auch nicht nutzbare Fettarten wie Phospholipide enthalten, was die Herstellung von Ölen in entsprechender Qualität - etwa im Vergleich mit Raps - deutlich erschwert. Auch seien die kursierenden Zahlen betreffend des Fettanteils am Gesamtgewicht der Algen kritisch zu hinterfragen. Während bei langsam wachsenden Algen Fettanteile von bis zu 80 Prozent festgestellt würden, könnten solche Zahlen im Falle von schnellerem Wachstum bei weitem nicht erreicht werden, heißt es beim DBFZ.

"Wir glauben, dass aus Algen produzierter Biokraftstoff maßgeblich zur Lösung des Energieproblems beitragen wird. Es handelt sich um eine wirtschaftliche Möglichkeit, Treibstoff bei niedriger Netto-CO2-Belastung zu gewinnen," gibt sich Emil Jacobs, Vice President of Research Development bei Exxon Mobil, optimistisch. Zahlreiche Vorteile wie eine geringe Agrarfläche, das schnelle Wachstum oder die Bindung von CO2 gereichten zum Vorteil der pflanzlichen Biokraftstofflieferanten (pressetext berichtete: http://www.pressetext.com/news/081023037/).

Der ökologische Fußabdruck würde durch die Photosynthese betreibenden Fettlieferanten sicher verringert werden. Zudem müssten keine Grundnahrungsmittel wie Soja oder Kartoffeln mehr verbraucht werden, wodurch sich eine Diskussion um die Widmung von Anbauflächen erübrigen würde. Offene Aquakulturen seien in den Augen von Experten in ökologischer Hinsicht auch weniger bedenklich als etwa große Rapsmonokulturen. Wie ernst die Absichten des Ölkonzerns sind, lässt sich kurzfristig jedoch nicht beantworten.

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