pte20090817024 Forschung/Entwicklung, Umwelt/Energie

Trotz Wirtschaftskrise extreme Lichtverschmutzung

Astronomen: Kaum 100 von mehr als 5.000 Sternen sichtbar


Bild der Lichtverschmutzung der Erde (Foto: C. Mayhew/R. Simmon-NASA-GSFC)
Bild der Lichtverschmutzung der Erde (Foto: C. Mayhew/R. Simmon-NASA-GSFC)

Rio de Janeiro/Bochum (pte024/17.08.2009/12:02) Die Beleuchtung in den großen Städten der Welt nimmt so stark zu, dass kaum mehr Sterne beobachtet werden können. Bei der Generalversammlung der International Astronomical Union http://www.iau.org , die in Rio de Janeiro stattgefunden hat, fordern die Wissenschaftler die Behörden auf, die nächtliche Beleuchtung in den Ballungsräumen zu verringern. Nicht nur die Sternengucker würden davon profitieren, sondern auch die Umwelt, denn die Beleuchtung kostet sehr viel Geld. In einer Resolution wurde der Forderungskatalog beschlossen.

"Die fortschreitende Verschlechterung des nächtlichen Himmels sollte als fundamentaler Verlust betrachtet werden", meint die Vereinigung. Wie dramatisch die Lage in Rio de Janeiro ist, schildert Augusto Daminelli von der Universität in Sao Paulo. "Am Nachthimmel über Brasilien sollten bis zu 5.000 Sterne mit freiem Auge sichtbar sein. Aufgrund der Lichtverschmutzung sind es derzeit gerade an die 150", so der Astronom. Fast ein Drittel aller Leuchtkörper in Rio sind Richtung Himmel gerichtet, kritisiert der Experte. Das sei eine echte Verschwendung. Mit einfachen Mitteln - wie etwa Aluminiumblechen auf Straßenlaternen zur Lichtfokussierung nach unten - und schwächeren energiesparenden Lampen könne bereits einiges erreicht werden. "Mehr als zwei Mrd. Menschen auf der Welt können die Milchstraße nicht mehr mit freiem Auge sehen. Für uns ist der Himmel ein Kulturerbe der Menschheit."

"Tatsächlich fehlt vielen unserer Studenten die Naturerfahrung, die Milchstraße mit freiem Auge gesehen zu haben", meint Ralf-Jürgen Dettmar, Präsident der Deutschen Astronomischen Gesellschaft http://www.astronomische-gesellschaft.org und Leiter des Lehrstuhles für Astronomie an der Universität Bochum http://www.astro.rub.de , gegenüber pressetext. "In mitteleuropäischen Städten sind am nächtlichen Himmel keine hundert Sterne sichtbar", beschreibt Dettmar die Situation. NASA-Satellitenbilder des nächtlichen Himmels über Mitteleuropa haben deutlich gezeigt, wie stark die Lichtverschmutzung in den Ballungsräumen ist. "Der Sichtverlust ist in der Tat dramatisch", so Dettmar. In Brasilien, einem Land mit großer Fläche und verhältnismäßig geringer Bevölkerungsdichte, seien nur die Ballungsräume betroffen.

Experten kritisieren, dass mit Ausnahme der öffentlichen Straßenbeleuchtung mehr als 90 Prozent der Außenbeleuchtungen falsch konzipiert sind. Und genau diese Außenbeleuchtungen, die gegen oben nicht abgeschirmt sind und damit den Himmel aufhellen, sind die Hauptquelle der Lichtverschmutzung. Die International Dark Sky Association http://www.darksky.org kommt zum Schluss, dass die Lage in New York am schlimmsten ist. Dort sind praktisch überhaupt keine Sterne mehr am Nachthimmel zu sehen, wie Reg Wilson, Asia-Pacific Director der International Dark Sky Association, berichtet. Auch auf die Fauna wirken sich die in der Nacht stark beleuchteten Städte negativ aus.

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