pte20090901050 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Wissenslücken über Weltmeere schleunigst schließen

UNO-Aufruf zum besseren Verständnis der Zusammenhänge


Weltweit herrscht Unwissenheit über das Leben in den Ozeanen (Foto: W. Weitlaner/Kiribati)
Weltweit herrscht Unwissenheit über das Leben in den Ozeanen (Foto: W. Weitlaner/Kiribati)

New York (pte050/01.09.2009/17:35) 70 Prozent der Erdoberfläche entfallen auf die Weltmeere. Immer noch sind allerdings wesentliche Zusammenhänge über diese unerforscht. Die Meere sind für Millionen Menschen Nahrungsquelle und müssen zudem auch als Mülldeponie herhalten. Im UN-Headquarter in New York haben sich gestern, Montag, Regierungsmitglieder aller Länder getroffen, um über die bessere Erforschung der Ozeane zu beraten. Auf Vorschlag des UN-Umweltprogramms UNEP http://www.unep.org sollten beispielsweise die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf Meere, Seen und Flüsse künftig von Wissenschaftlern genauso gründlich untersucht werden wie auf die Landmassen. Wenn die Regierungen grünes Licht geben, wird es das erste globale Erforschungsprojekt unter dem Namen Assessment of Assessment http://www.unga-regular-process.org unter der Schirmherrschaft der UNO bis 2014 entstehen.

"Die Meereswelt ist einer Vielfalt von Herausforderungen ausgesetzt", erklärt UNEP-Direktor Achim Steiner. "Einige davon, wie etwa der Rückgang der Fischbestände und die Verseuchung von Gewässern, sind anhaltende Probleme. Andere, wie etwa die Ausbreitung der Todeszonen und die Veränderungen durch die globale Erwärmung sind aufkommende." Ein systematisches Überwachungs- und Beobachtungssystem sei längst fällig. Das Treffen in New York sei daher eine optimale Chance für alle Regierungen um die beste Meereserforschung und auch die besten Management-Entscheidungen für die kommenden Jahre und Jahrzehnte treffen zu können.

"Das Assessment of Assessment ist tatsächlich von größter Wichtigkeit", betont Colin Devey, Deputy Director von der IFM-GEOMAR Research Division "Dynamics of the Ocean Floor" http://www.ifm-geomar.de gegenüber pressetext. "Das Wissen über das Leben und die Abläufe in den Ozeanen ist verheerend gering", so der Forscher. Für einen einzelnen Staat sei es unmöglich solche Forschungen zu betreiben, weil das Gebiet zu groß sei und kein Staat über Ressourcen verfügt, dies zu finanzieren. "Ein globaler Fortschritt ist nur zu erreichen, wenn sich mehrere Staaten zusammenschließen und sich koordinieren. Die meisten Entwicklungsstaaten haben überhaupt keine finanziellen Mittel, um Ozeanforschung zu betreiben. "Viele der Länder sind nicht einmal in der Lage, ihre Hoheitsgewässer vor illegaler Fischerei zu schützen", erklärt der Forscher. "Neben der Frage, was in den Tiefen der Tiefsee lebt, wie sich einzelne Lebewesen vermehren und entwickeln, woher sie kommen und wohin sie wandern, gibt es noch eine Reihe von wichtigen globalen Problemen, die mit dem Wissen über die Ozeanographie zu tun haben", meint der Forscher. Dazu zähle etwa die Zukunft der kommerziellen Fischerei. "Dafür kommt der Aufruf ohnehin sehr spät, denn es gibt keine Region der Welt mehr, die nicht überfischt ist."

Anhand des Beispiels eines Unterwasservulkans, den der Forscher seit Jahren untersucht, kann man deutlich machen, wie gering das Wissen tatsächlich ist. "Wir kennen den geologischen Hintergrund einer Fläche eines Quadratkilometers", so Devey. Aber was in der Wassersäule über dem Vulkan lebt, darüber herrsche Unwissenheit. Die Fläche der Ozeane sei einfach zu groß und Satellitenaufnahmen vom Meeresgrund können wegen des Wassers nicht angefertigt werden. Die erfolglose Suche nach dem Wrack des Air-France-Airbus habe diese Unwissenheit über die Beschaffenheit des Meeresbodens deutlich gemacht. Selbst die US-Navy und die EU-Flotten schaffe es nicht, die kommerzielle Schifffahrt vor Piratenangriffen vor der Küste Somalias zu schützen. Das sei ein weiterer Hinweis darauf, wie groß die Meeresflächen sind.

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