pte20090907038 Unternehmen/Wirtschaft, Umwelt/Energie

Jede zweite Solarfirma vor dem Aus

Branchensterben 2010 erwartet - Energiekonzernen kommt Schlüsselrolle zu


Analyst: Solarfirmen droht massive Pleitewelle (Foto: aboutpixel.de, Uwe Dreßler)
Analyst: Solarfirmen droht massive Pleitewelle (Foto: aboutpixel.de, Uwe Dreßler)

Berlin/New York (pte038/07.09.2009/13:56) Das weithin prognostizierte Branchensterben im Solarsektor ließ bisher auf sich warten. Im kommenden Jahr soll es nun jedoch soweit sein und sogar noch dramatischer ausfallen als bislang angenommen. Rund die Hälfte der weltweiten Hersteller dürften 2010 nicht überleben, wie US-Medien unter Berufung auf Daten des Marktforschungsunternehmens The Information Network berichten. "Wir erwarten Konsolidierungserscheinungen in der Solarbranche, allerdings bei Weitem nicht in dem Ausmaß", stellt Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft http://www.solarwirtschaft.de , im Gespräch mit pressetext klar. Die Finanzkrise habe besonders zu Verzögerungen bei Großprojekten geführt, wovon Deutschland weniger betroffen sei als andere Länder. Zudem schrumpfte mit dem Einbruch des spanischen ein wichtiger Absatzmarkt spürbar. "Für die kommenden zwei Jahre sehen die Prognosen mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von rund 15 Prozent dennoch recht zuversichtlich aus", meint Körnig.

Der Analyst Robert Castellano erkennt in der krisenbedingten Überproduktion die Ursache für die massiven Turbulenzen des Sektors. Besonders das schnell wachsende Angebot aus der stark geförderten chinesischen Solarwirtschaft sei dafür ausschlaggebend. Mittlerweile geht die Branche sogar einem Dumpingverdacht aus China nach. "Einige asiatische Modulhersteller verkaufen derzeit anscheinend unter ihren effektiven Herstellungskosten", heißt es in einem Hintergrundpapier des BSW. Durch Förderungen und günstige Finanzierungsmöglichkeiten könnten den chinesischen Anbietern Wettbewerbsvorteile geschaffen worden sein. Erhärtet sich der Verdacht, soll eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht werden. "Im vergangenen Jahr hat der Solarmarkt schlagartig von einem Nachfrage- zu einem Angebotsüberhang gedreht. In China muss sich in den kommenden Jahren jedoch erst zeigen, welche Anbieter genügend Kraft aufweisen, um auf dem europäischen Markt mit seinem hohen Qualitätsniveau bestehen zu können", sagt Körnig im pressetext-Gespräch.

Allerdings zerstreuen die chinesischen Konkurrenten ein lange Zeit gültiges Verkaufsargument der westlichen Modulhersteller zunehmend. Mittlerweile ist die Qualität von Markenmodulen aus China mit der europäischen oder amerikanischen vergleichbar (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090630027/). "Um weiterhin erfolgreich zu expandieren, muss die deutsche Solarwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette ihre Anstrengungen weiter verstärken, die Produktionskosten zu senken", so der BSW.

Die Solarfirmen haben Castellano zufolge im Krisenjahr 2009 riesige Lagerbestände aufgebaut und enorme Überkapazitäten geschaffen. Zudem setzt der seit Monaten anhaltende Modulpreisverfall den Herstellern zu. Gerade angesichts der nunmehr niedrigen Preise steigt jedoch das Interesse an den Solarmodulen wieder spürbar an. So sind etwa die Energiekonzerne auf den Geschmack der alternativen Energieform gekommen, da sich Investitionen mittlerweile stärker rentieren als bisher. Den Stromversorgern dürfte daher eine Schlüsselrolle im Wettbewerbsdruck der Solarfirmen zukommen. Allein E.ON plant bis 2011 Ausgaben im Bereich Erneuerbare Energien in Höhe von rund acht Mrd. Euro. Ein hoher Anteil davon soll auf die Photovoltaik entfallen. "Wir begrüßen jedes Engagement vonseiten der konventionellen Energiewirtschaft. Dieses muss sich aber erst beweisen. Die Produktion von Solartechnik für dezentrale Kleinkraftwerke erfordert ein Umdenken und passt nicht automatisch ins Kerngeschäft jedes Energieriesen", erklärt Körnig. Es bestehe nach wie vor die Frage, wie schnell die Energieversorger stärker auf den neuen Markt umsatteln. Es gebe jedoch kaum Zweifel daran, dass dies "früher oder später" der Fall sein werde.

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