pte20100223031 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Meerestier-Zählung: 5.000 neue Arten entdeckt

Forscher präsentieren Zwischenergebnis in San Diego


Kiwa Hirsuta - eine neu entdeckte Krabbenart (Foto: ifremer/Coml.org)
Kiwa Hirsuta - eine neu entdeckte Krabbenart (Foto: ifremer/Coml.org)

San Diego/Wien (pte031/23.02.2010/15:45) Nur einen Zwischenbericht des so genannten Census of Marine Life http://www.coml.org haben Forscher beim Jahrestreffen der American Association for the Advancement of Science AAAS http://www.aaas.org in San Diego präsentiert. Mehr als 5.000 neue, bisher unbekannte Arten haben die Wissenschaftler bisher entdeckt.

Neben sehr bizarr aussehenden Tieren konnten die Wissenschaftler auch viele Organismen finden, die für die Zukunft der Humanmedizin möglicherweise von großer Bedeutung sind, weil sie chemische Substanzen bilden, die medizinischen Nutzen haben könnten. Der Endbericht des Census of Marine Life soll nach insgesamt zehnjähriger Arbeit im Oktober 2010 präsentiert werden.

Komplett neue Krabben-Familie entdeckt

In den Gewässern um die polynesische Osterinsel haben Wissenschaftler eine Krabbenart entdeckt. Kiwa hirsuta (Bild) ist die nunmehr erste Spezies der Familie Kiwaidae. Die Forscherin Shirley Pomponi von der Florida Atlantic University hat 1999 eine neue Meeresschwamm-Spezies entdeckt. Nachträgliche Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Substanzen produzieren, die gegen Krebs wirken.

"Die Anpassung an die Gegebenheiten im Meer hat dazu geführt, dass die Lebewesen chemische Substanzen entwickelt haben, die nicht einmal ein hochtechnisiertes Computerprogramm herstellen kann", so die Forscherin. Mutter Natur mache immer noch die besten chemischen Wirkstoffe.

Wissenschaftler fordern Schutzzonen

Ein wesentliches Ziel der Erfassung der Lebewesen in den Ozeanen ist es der Forderung der Wissenschaft nachzugeben, mehr marine Schutzzonen zu einzurichten. Der Meeresbiologe Jason Hall-Spencer von der University of Plymouth warnt etwa vor der rücksichtslosen Zerstörung der Tiefseekorallen durch Grundschleppfischerei. Der Großteil der von ihm untersuchten Tiefseeriffe sei bereits schwer beeinträchtigt.

Auch für den Meeresbiologen Michael Stachowitsch von der Universität Wien http://www.univie.ac.at/marine-biology ist die Schleppnetzfischerei eine der schlimmsten Fischereimethoden. "Das ist in etwa so, als walze man einen Wald nieder, um die dort lebenden Rehe zu erlegen", meint der Forscher gegenüber pressetext.

Weitgehend unbekannte Tiefsee

Über den unglaublichen Artenreichtum in der Tiefsee haben Wissenschaftler des Census of Marine Life schon im November 2009 berichtet ( siehe auch http://www.pressetext.com/news/091123012/ ). Das Wissen über die Organismen, die 500 Meter und tiefer leben, sei geradezu verschwindend gering, meint Robert Carney von der Louisiana State University im pressetext-Interview.

Auch Stachowitsch kommt zu einem ähnlichen Urteil: "Die Tiefsee ist immer noch sehr schlecht erforscht. Tiefseekorallen sind überhaupt erst mit der Ausdehnung der Fischerei in tiefere Zonen in den Blickwinkel gerückt." Mit Kameras habe man im Atlantik Nachschau gehalten und festgestellt, dass diese Korallenriffe durch Tiefseeschleppnetze flachgewalzt wurden. "Mit einem Mal wurden Ökosysteme, die tausende Jahre Wachstum brauchten, vollkommen zerstört", so Stachowitsch.

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Aussender: pressetext.austria
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