pte20100415028 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Exxon Valdez: Alaska weiter von Ölpest betroffen

20 Jahre nach Tanker-Unfall sind Ölrückstände in Tieren nachweisbar


Dicker Ölschleim überzieht Land und Tiere (Foto: NOAA)
Dicker Ölschleim überzieht Land und Tiere (Foto: NOAA)

Washington DC/Wien (pte028/15.04.2010/13:50) Am 24. März 1989 sind aus dem auf Riff gelaufenen Tanker Exxon Valdez im Prince William Sound rund 40 Mio. Liter Rohöl ins Meer gelaufen. Einer nun im Fachmagazin Environmental Toxicology and Chemistry veröffentlichten Studie zufolge sind die Folgen der Ölkatastrophe noch heute spürbar. Das Ereignis wird von Experten als eine der schlimmsten vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen bezeichnet. Mithilfe eines Biomarkers konnten Forscher der Simon Fraser University http://www.sfu.ca in British Columbia Öl in zahlreichen Wildpopulationen von Harlekin-Enten nachweisen.

Daniel Esler vom Centre of Wildlife Ecology an der Simon Fraser University beobachtete mit Hilfe des Biomarkers CYP1A die Langzeit-Auswirkungen des Öls auf die Enten. Dass die Auswirkungen dieses Unfalls noch länger nachweisbar sein werden, steht auch für die Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms http://www.greenpeace.at fest. "Ebenso wie persistente Umweltgifte lagern sich die Ölrückstände in der Nahrungskette an. Die Auswirkungen sind dann nicht mehr nur in Jahren, sondern in Jahrzehnten nachweisbar", so die Expertin im pressetext-Interview.

Öl als Dauerbelastung für Lebewesen

"Die wichtigsten und unvorhergesehendsten Ergebnisse der Studie waren, wie lange die Tiere dem verbliebenen Öl ausgesetzt waren", so Esler. "Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass das restliche Öl in der Region, speziell in den Gezeitenzonen, von Lebewesen aufgenommen und verdaut wurde." Das Forscherteam hatte seine Studie auf die Harlekin-Enten, die in den Gezeitenzonen und den Küstenregionen leben, durchgeführt. Zwischen 1990 und 2005 lebten im Prince William Sound rund 14.500 Enten.

"Ein weiterer Grund, warum wir die Enten als Studienobjekte nahmen, war die Tatsache, dass sie auf Ölrückstände besonders sensibel reagieren", erklärt der Forscher. Die Tiere ernähren sich von Wirbellosen, die in dieser Region vorkommen. Zudem haben sie eine sehr begrenzte Fähigkeit, das Öl zu metabolisieren. "Wir haben entdeckt, dass die CYP1A-Werte bei den Enten, die in Gebieten lebten, die von der Ölkatastrophe betroffen waren, deutlich höher lagen als bei Vögeln, die in nicht betroffenen Gebieten lebten."

Kühlere Gewässer problematischer

"Wir glauben, dass die Harlekin-Enten den Ölresten bis mindestens 2009 ausgesetzt waren", meint der Wissenschaftler. Das sei eine wichtige Erkenntnis, denn nun sei bestätigt, dass die Präsenz von Ölrückständen und ihren negativen Folgen nicht auf ein paar Jahre limitiert ist, sondern selbst nach Jahrzehnten immer noch Auswirkungen hat. Das gelte speziell für empfindliche Lebewesen.

"Anhand der Folgenerforschung der Exxon-Valdez-Ölkatastrophe über die vergangenen 20 Jahre ist klar geworden, dass das Öl viel länger als erwartet den Tiere zu schaffen macht", so Helms. "40 Mio. Liter Öl verschwinden eben nicht einfach." Gerade in kälteren Regionen wie der Arktis oder der Antarktis bleibe das Öl noch nach Jahrzehnten zwischen Steinen und in der Gezeitenzone kleben und wird dort von den Tieren quasi als "chronische Vergiftung" immer wieder aufgenommen.

Rückstände noch Jahrzehnte messbar

"Nur null bis vier Prozent des Öls werden pro Jahr abgebaut. Die Rückstände werden also noch in Jahrzehnten in der Nahrungskette zu messen sein", so Helms. Der Bestand des Pazifischen Herings und damit die gesamte Fischerei in der Region sind seit des Tankerunfalls zusammengebrochen. Die Ursachen dafür sind immer noch nicht geklärt.

"Eines ist aber sicher. Das Ökosystem Meer ist ein sehr komplexes System, in dem viele Zahnräder ineinander greifen. Blockiert man nur ein Rädchen, ist das ganze System auf Jahre gestört. Deshalb sollten solche Katastrophen durch Lotsenpflicht und Fahrverbote in besonderen sensiblen Küstengebieten möglichst vermieden werden", erklärt die Meeresbiologin. Wie wichtig dies sei, habe sich gerade am Great Barrier Reef gezeigt.

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