Berlin verliert als Medienstadt an Boden

Medienökonom Krone: Deutsche Hauptstadt ist Zeitungshauptstadt

Berlin (pte004/14.05.2005/10:05) Die deutsche Hauptstadt Berlin verliert als Medienstandort gegenüber Köln oder Hamburg an Boden. Mitte April 2005 stellte der Berliner Radiosender Hundert,6 einen Insolvenzantrag. Im Herbst 2004 ist der Nachrichtensender n-tv von Berlin nach Köln gezogen. Wichtige Internetplattformen wie Spiegel Online oder AOL sind in Hamburg angesiedelt. Yahoo! Deutschland sitzt in München. Das Mediengeschäft in Berlin gilt als besonders hart, so ein Branchenkenner. Auch die Arbeitslosigkeit unter Journalisten ist mit geschätzten zwölf Prozent in Berlin besonders hoch, genaue Zahlen gibt es jedoch nicht. Nur etwa zehn Prozent der rund 70.000 hauptberuflichen Journalisten in Deutschland arbeiten an der Spree. Dennoch misst Medienökonom Jan Krone von der FU Berlin http://www.fu-berlin.de der Stadt an der Spree weiterhin große Bedeutung zu. "Berlin ist definitiv die Zeitungshauptstadt in Deutschland", begründete Krone im Gespräch mit pressetext.deutschland.

Vor allem Axel Springer hält die Fahne in der Bundeshauptstadt hoch. Denn durch den Berliner Verlag ist der Blätterwald der Tagezeitungen hier am größten. Springer bringt regional und überregional jeweils drei Tagezeitungen sowie vier Sonntagstiteln heraus. An weiteren zehn Regionalzeitungen ist der Springer Verlag beteiligt. Hinzu kommen eine Reihe weiterer Berliner Tagezeitungen wie Berliner Zeitung, taz, Neues Deutschland oder Junge Welt. Der Tagesspiegel ist beim Holtzbrinck Verlag in Stuttgarter Händen, um die Übernahme der Berliner Zeitung kämpft der Verlag derzeit vor dem Bundesgerichtshof. Die Netzeitung zählt Medienökonom Krone im Übrigen ebenfalls zu den Tageszeitungen, obwohl sie nur online "erscheint". (siehe auch http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=041110035 )

Allerdings gibt es nach Krones Ansicht nach in der Bundesrepublik mehrere Medienhauptstädte: Hamburg im Bereich Zeitschriften, München und Köln im Bereich TV sowie wiederum Berlin im Bereich Hörfunk. "Aufgrund des Föderalismus ist es schwer, eine TV-Hauptstadt zu benennen", so Krone. Im Grunde haben alle wichtigen TV-Sender Berliner Büros. n-tv lässt über die Berliner Nachrichtenmanufaktur GmbH produzieren, die Fernsehsparten von n24 und Deutscher Welle sitzen ebenfalls in Berlin.

Was für Berlin bei den Tageszeitungen gilt, tritt bei den Zeitschriften für Hamburg zu: Die Hansestadt ist unter anderem durch das Verlagshaus Gruner + Jahr http://www.guj.de und die Bauer Verlagsgruppe http://www.bauerverlag.de zum Spitzenreiter in diesem Segment geworden. In Deutschlang gibt Gruner + Jahr nach eigenen Angaben rund 40 Zeitschriften heraus, seit Anfang dieses Jahres gehören dazu auch die Wirtschaftsmagazine Impulse, Börse Online und Capital. Die Bauer Verlagsgruppe publiziert 35 Zeitschriften in Deutschland. Der Spiegel Verlag hat seinen Sitz ebenfalls in Hamburg und betreibt mit Spiegel Online eine der wichtigsten Internetplattformen. Der Springer Verlag in Berlin ist aber auch nicht außer Acht zu lassen, immerhin kommen 26 Zeitschriften aus diesem Haus.

Als Bundeshauptstadt profitiert Berlin vom Regierungssitz. Alle wichtigen Nachrichtenagenturen unterhalten Büros, die dpa sogar über vier Etagen. Hinzu kommt noch die Berliner Agentur ddp am Alexanderplatz. Das Hörfunkangebot in Berlin ist eines der vielfältigsten im gesamten Bundesgebiet. Nach Angaben der Medienanstalt Berlin-Brandenburg http://www.mabb.de sind über analoge Antennen insgesamt 35 Radiosender zu empfangen, über Kabel Deutschland sind es 33 Hörfunkbetreiber.

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